Donnerstag, 26. Januar 2012

Manchester City nach dem Pokalaus: Wird die Saison zum Fiasko?

Was wurde nicht alles gesagt nach Citys überragendem Start in die Premier League Saison:

Einige Träumer hegten sogar schon die Theorie, dass der Klub aus Manchester ungeschlagen durch die Saison marschieren könnte. Vergleiche zu Lehmanns Arsenal wurden angestellt.

Nun, 4 Monate vor Ende der Saison, und nach dem gestrigem Aus im Carling Cup, stellt sich die Frage, ob aus Citys angeblicher Supersaison am Ende ein einziger Flop wird?

Ausgeschieden im Fa Cup gegen den Lokalrivalen United, bitteres Ausscheiden in der Champions League, Formkrise in der Liga, und nun also auch das völlig verdiente Ausscheiden gegen den FC Liverpool im Carling Cup. 

Formulieren wir es kurz und knapp – Manchester City ist in der Krise.

Das gestrige Spiel gibt selbst Optimisten zu denken. Nachdem man schon das Hinspiel Zuhause nicht unverdient mit 0:1 verloren hatte, beging Mancini ähnliche taktische Fehler im gestrigen Rückspiel.

Mancinis misslungene Taktik im Hinspiel:

Mancinins Team ist in dieser Saison bekannt für  seine Philosophie, die auf Ballhalten beruht  und den Gegner mürbe spielt. Kritiker sprechen davon, dass City den Gegner einschläfert.

Um diese Taktik erfolgreich praktizieren zu können bedarf es eines guten holding players – eine Art Libero vor der Abwehr, den Robin Dutt auch sehr Erfolgreich in Freburg einführte. Fink versucht gerade selbiges mehr oder weniger Erfolgreich mit Rincon beim HSV.  Dieser muss zweikampfstark und technisch beschlagen sein. 

Außerdem ist ein Spieler wie David Silva von unglaublicher Bedeutung, da er der Mann für den tödlichen Pass ist. 

Schlussendlich sind  2 spielstarke Innenverteidiger, Minimum einer,  mit einem guten Stellungsspiel ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg in Mancinis System.

Hier entstand in den Pokalspielen gegen Liverpool das erste große Problem:

Stefan Savic mag ein talentierter Innenverteidiger sein, aber gut genug für Manchester City ist er (noch) nicht. Das wurde schon gegen Tottenham deutlich, wo sein eklatantes Stellungsspiel das 1:2 durch Defoe einleitete und seine technischen Schwächen Tottenham fast den Sieg geschenkt hätten kurz vor Schluss.

Bereits im Pokalhinspiel gegen Liverpool wurden diese Schwächen ebenfalls aufgezeigt. Bezeichnenderweise war es dort auch Savic der den Foulelfmeter an Daniel Agger verschuldete, dieser resultierte in der frühen Liverpooler Führung, die schlussendlich auch der Siegtreffer war.

Auch von Savics Partner in der Innenverteidigung ist wenig Hilfe zu erwarten:

Lescott ist ein solider Abwehrspieler, aber kein Spieler der einen Savic führen könnte wie es ein Kompany tut. Außerdem ist der Engländer auch kein beschlagener Fußballer, wer ist also für die Spieleröffnung zuständig bei den citizens?

Ein Mittelfeld mit sowohl Barry als auch De Jong macht dieses unterfangen nicht einfacher. Die beiden sind ungefähr so kreativ wie ein Kontoauszug.

Bereits in Pokalhinspiel zeigte Liverpool Manchester City die Grenzen auf:

65% Ballbesitz für die citizens, 5:2 Ecken und 17 Abschlüsse, wovon nur 3 aufs Tor von Pepe Reina gingen, zeigten schon im Hinspiel, dass viel Ballbesitz nicht automatisch auch zum Erfolg führt. 

Wieso kann City den Verlust von Stützen nicht auffangen?

Abgesehen vom Fehlen von David Silva, Citys Dreh und Angelpunkt in der Offensive mit bereits 16 Vorlagen in dieser Saison, macht sich besonders das Fehlen von Abwehrchef Kompany und Yaya Toure bemerkbar. 

Kompany ist vielleicht der beste Abwehrspieler der Premier League  und Yaya Toure ist als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff unersetzbar. Außerdem ist Yayas Passsicherheit und physische Präsenz bei Standardsituationen ein weiteres Plus für Mancinis Elf.

Trotz massiver Investitionen in den letzten Jahren ist es Manchester City nicht gelungen eine Mannschaft aufzubauen, die den Ausfall von drei Stützen kompensieren kann. Natürlich ist dies für jedes Team der Welt schwierig, allerdings zeigt es auch, dass die citizens noch einen langen und steinigen Weg vor sich haben. Spieler wie Barry und De Jong besitzen nicht die Kreativität, die es bedarf um ein Team wie  Liverpool zu knacken, dies wurde im Hinspiel sehr deutlich.

Das Rückspiel: Neue Taktik, alte Probleme

Mancinis gestrige Taktik sorgte für Kopfschütteln:

Eine Dreierkette mit Wingbacks – Richards, Savic und Lescott Innen und Zabaleta und Kolarov als Offensive Außenverteidiger. 


Natürlich ist die Dreierkette mit Wingbacks eine Taktik die  eine Renaissance erlebt zur Zeit, jedoch legte Mancini damit auch gnadenlos offen, dass er kein Vertrauen in Savic hat. 

Der Grund für diese taktische Umstellung, City praktizierte die Saison ansonsten ein 4-2-3-1, war Savic zu beschützen.  Und es misslang fürchterlich. Zur Pause wurde Savic nach mehreren Unsicherheiten ausgewechselt und City praktizierte wieder sein gewohntes 4-2-3-1.


Ebenso kam aus dem Mittelfeld wenig Inspiration, De Jongs sehenswerter Treffer kann nicht drüber hinweg täuschen, dass er ein akzeptabler Ausputzer vor der Abwehr sein mag, mehr aber auch nicht. Diese Position füllt ein Barry aber schon zur Genüge aus. Meine Oma sagte immer "doppelt gemoppelt hält besser" - dem mag so sein, auf einem Fußballplatz greift diese Regel aber leider nicht.

Die Zahlen sprachen ebenfalls eine deutliche Sprache. City wiederum mit 65% Ballbesitz, aber der Zuschauer nahm dies nicht war. Nach 20 Minuten in der 2. Hälfte hatten sich 85% des Spielgeschehens abseits von Liverpools eigenem Drittel abgespielt. Citys Ballbesitz war also ziemlich wertlos.

Die Dalglish Elf nutze ihre Zeit am Ball optimal, am Ende des Spiels standen 12:2 Ecken und 10:4 Torschüsse für Liverpool zur Buche. Das Rückspiel war wieder ein Musterbeispiel dafür, dass am Ende nicht der Ballbesitz entscheidend sein muss, sondern vielmehr was man aus ihm macht.

Fazit- der Schein trügt bei den citizens:

Manchester City läuft seinen eigenen Ansprüchen hinterher. Das man Ende Januar damit leben muss, dass man nur noch die englische Meisterschaft gewinnen kann und in allen anderen Wettbewerben ausgeschieden ist, kann man nicht anders beschreiben als mit einem Wort: Enttäuschend.

Auch wird mehr und mehr deutlich, dass man viel Geld für Spieler ausgegeben haben mag, aber keinen adäquaten Ersatz für  Kompany, Yaya Toure und Silva hat. 

Die größte Priorität hat hier eindeutig die Verpflichtung eines Innenverteidigers. Roberto Mancini sollte besser heute als morgen auf dem Transfermarkt aktiv werden. Ansonsten könnte eine Saison die als Triumphmarsch begann bald bitterböse enden für Manchester City.




Wer mehr über das Pokalrückspiel lesen möchte dem sei dieser Guardian Artikel wärmstens ans Herz gelegt.


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