Sonntag, 26. Februar 2012

Die andere Seite der Königlichen aus Madrid - Ultras Sur

Real Madrid ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Vereine der Welt. Nach Jahren nationaler Tristesse führt der Hauptstadtklub diese Saison souverän die Tabelle der spanischen Liga an und steuert auf den Meistertitel zu. 

Doch nicht erst seit dem Auswärtsspiel bei Rayo Vallecano am vergangenen Wochenende fällt der Klub auch durch einen Kern innerhalb der Fankultur auf, der im rechten Spektrum zu platzieren ist. Die Rede ist von der Gruppierung Ultras Sur - benannt nach ihrem Standort auf der Südtribüne des Bernabéu-Stadions


"Siempre facista Siempre madridista" - immer Faschist und immer Madrilist ist eines der Hauptslogans der Gruppierung. Der Führer-Gruß und "Sieg Heil" Parolen sind ein weiterer Teil des traurigen Repertoire, wie man auf diesem Bild sieht: 






Die Königlichen von ihrer hässlichsten Seite. Doch das Problem ist nicht erst seit Sonntag bekannt. Vor einigen Jahren in einem Derby gegen Atletico Madrid skandierten Ultras Sur, dass sie die gegnerischen Fans umbringen wollten. Sie wurden von den restlichen Fans im Bernabeu ausgepiffen. Aber der Kern bleibt bestehen. Und ernsthafte Maßnahmen wurde nie ergriffen.


Im Jahre 2005 wurden zwei Spieler von Levante Opfer von rassistischen Äußerungen:


"A group of Real Madrid fans shouted monkey noises whenever Levante's two black players touched the ball," said referee David Fernandez Borbalan."


Was fast noch absurder dadurch wurde, dass einer der Spieler, Congo, der Opfer der Schmährufe wurde früher selbst für Real Madrid gespielt hatte. Aber Hass kennt anscheinend keine Grenzen.


Auch bei einem Champions League Spiel gegen Bayer Leverkusen im November 2004 machten die Ultras Sur auf sich aufmerksam: 


"Fans were seen making Nazi salutes while racist chanting was directed at Leverkusen's black players,"  urteilte die UEFA nach dem Spiel.


Deutschen Fußballfans werden die Ultras Sur vielleicht auch aus einem anderem Grund bekannt sein. Sie waren es auch, die 1998 das Tor vor dem Champions-League-Spiel gegen Borussia Dortmund umrissen. 

Nach dieser Episode kam heraus, das der Club die Ultras jahrelang betätschelt hatte - die Ultras unterhielten ein Büro im Stadion und bekamen Zuschüsse für Reisen zu Auswärtsspielen. Dies änderte sich jedoch als Florentino Pérez zum neuen Real-Präsidenten gewählt wurde. Die Ultras Sur verloren ihr Büro und ihren Einfluss auf die Clubführung. Heute erhalten sie keine finanzielle Hilfen mehr. Doch die Probleme blieben.


Jahrelang hörte man wenig von den Ultras- was auch an den verschärften Maßnahmen lag. Die Ultras Sur müssen das Stadion durch einen bestimmten Eingang,Tor Nummer 28, betreten, wo die Sicherheitskontrollen besonders streng sind. Auf der Südtribüne könnten die Ultras Sur sich nicht mehr frei bewegen, sondern sind vom übrigen Publikum abgeschirmt. Außerdem werden Gewalttäter werden sofort aus dem Verein ausgeschlossen und verlieren ihre Dauerkarten. All dies trug Früchte, und klingt theoretisch sehr gut, doch das Problem scheint weiter zu bestehen.

Im Januar 2009 war es wieder soweit. Alfonso Perez Burrull, Schiedsrichter der Begegnung Real Madrid-Osasuna notierte in seinem Spielbericht folgendes: 


"Real fans were waving flags and banners with “extremist or radical symbolism making reference to the gas chamber, death to Osasuna”, and shouts of “Fascists forever.” 

Dies wurde laut Bericht unterstützt durch "gestures and signs “of a fascist nature”.


Jetzt denkt ihr sicherlich, dass der spanische Fußballverband dieses Verhalten verurteilte und Real Madrid mit einer drakonischen Strafe belegte - das taten sie auch. Die Strafe war eine Geldstrafe in höhe von 3000€. 3000€. Stadionverbot, aber nein doch.

Auch als die Gruppe Gruppe Bases Autónoma Naziparolen und Transparente mit einem Hakenkreuz im Stadion zelebrierte musste Real Madrid nur eine Geldstrafe, 30.000 Euro, an die spanische Kommission zur Bekämpfung von Gewalt (Comisión Nacional Antiviolencia) bezahlen. Sehr präventive Maßnahmen...

Im Pokalfinale letztes Jahr war es das selbe. Real Madrid spielte gegen den Erzrivalen FC Barcelona. Das Finale fand am 20. April 2011 stand. Wieso das Datum so wichtig ist erläutern wir jetzt: 

30 Minuten lang konnte die Gruppe Ultra Sur faschistische Gesten ungehindert zur Schau tragen. Dabei wurde ein Transparent mit der verschlüsselten Botschaft “Happy Birthday 18” auf schwarzem Grund mit weißer Runenschrift ausgerollt. 

Der Tag des Pokalfinales war gleichzeitig auch der Geburtstag von Adolf Hitler. In der Symbolsprache der Rechtsextremen steht der Buchstabe "A" für die 1., "H" für die 8. Stelle im Alphabet. Die Zahl 18 verschlüsselt die beiden Anfangsbuchstaben A und H des Namens Adolf Hitler. Das Transparent wurde erst nach einer halben Stunde beschlagnahmt nachdem der FC Barcelona sich beschwert hatte. Die verantwortlichen "Fans" wurden nicht bestraft.

Eine Gruppierung von Fans verbreitet bei den Königlichen rassistische Parolen und keiner tut was, nicht mal der spanische Fußballverband. Man sollte denken, dass Spanien aus seiner Franco-Vergangenheit gelernt hat. Das kann man von den Ultras Sur wahrlich nicht behaupten. Und der spanische Fußballverband bekleckert sich wahrlich nicht mit Ruhm. Ist es der Real Madrid Bonus? Und greift man gegenüber der Ultras Sur nicht ein, weil es die einzigen Fans sind, die im Bernabeu für Stimmung sorgen?

Real Madrid ist ein großer Klub, mit weltweit Millionen Fans. Aber es auch ein Verein mit einer unglaublich hässlichen Seite.



3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie ich bereits auf facebook zu diesem Artikel geschrieben habe, sollte man sehr vorsichtig sein, wenn man derart einseitige Darstellungen liefert. Sicher handelt es sich um ein massives Problem, allerdings nicht um ein Problem des Vereins Real Madrid, sondern um ein Problem des gesamten Spaniens. Ähnliche Fans hat man dort so ziemlich überall und die rechte Szene in Spanien erlebt leider noch immer/jetzt wieder großen Zulauf, vor allem durch die drohende Staatspleite und die allgemeine Politikverdrossenheit der Jugendlichen bedingt. Man sollte sich deshalb schon etwas ausgiebiger mit einem derart schwierigen Thema auseinandersetzen, bevor man ein paar zusammenhanglose Zitate zusammensucht um daraus das typisch deutsche Bild des bösen Real Madrid-Faschistenclubs zu bilden.

Anonym hat gesagt…

Im Übrigen ist es eine ziemliche Frechheit wenn man sich alleine die Tags des Artikels anschaut. "3. Reich, Fankultur, Neonazi, Real Madrid." Welches Bild genau versucht man denn damit bitte zu vermitteln?

Rudelbildung hat gesagt…

Natürlich sind wir offen gegenüber Gegendarstellungen. Schickt uns einfach eine Mail an rudelbildung@hotmail.com und wir veröffentlichen diese Antwort.