Samstag, 31. März 2012

Die Rudelbildung Rückschau zum 28. Spieltag

Schön war es nicht, aber aus Hamburger Sicht effektiv. Die Hanseaten gewinnen 1:0 in einem schwachen Spiel in Kaiserslautern. Die Hamburger verschaffen sich so etwas Luft im Tabellenkeller, müssen allerdings weiterhin zittern. Für die Lauterer bleiben auch unter dem neuen Trainer Balakov die alten Probleme bestehen und man wird sich wohl auf Auswärtsfahrten nach Aue und Ingolstadt einstellen müssen.

1. FC Kaiserslautern-Hamburger SV 0:1


Der HSV agierte in den ersten Minuten äußerst nervös, man merkte, dass auch für die Hamburger unglaublich viel auf dem Spiel stand und die letzten Negativ-Erlebnisse ihre Spuren hinterlassen hatten. HSV-Trainer Fink fasste dies nach dem Spiel sehr gut zusammen:

"Man hat heute gesehen, dass wir den Abstiegskampf angenommen haben. Aber: Alle, die da unten mit uns drinstehen, punkten im Moment, was die Situation für uns nicht einfacher macht. Deshalb bin ich froh, dass auch wir heute einen wichtigen Sieg errungen haben. Ein Befreiungsschlag war das aber noch lange nicht, wir haben noch sechs Endspiele, in denen wir genauso fighten müssen. Ich bin aber guten Mutes, denn auf dieser Leistung können wir in den nächsten Wochen aufbauen."

Inwieweit man auf der Leistung aufbauen kann lässt sich allerdings diskutieren. Das Ergebnis stimmte, das Offensivspiel des Hamburger SV war grausam. Nur 70'% der HSV-Pässe kamen an, eine schreckliche Quote. Die Lauterer kamen immerhin auf 75%, was ihrem normalen Durchschnitt entspricht. Ihre Probleme blieben allerdings die selben. Am Ende des Spiels hatten beide Teams knapp 20% Fehlpässe auf ihrem Konto, welches den Spielfluss natürlich erheblich beeinflusste. Die vielen Fouls waren eine andere Ursache.

Viel kleine Unterbrechungen


37 mal ertönte die Pfeife des Unparteiischen am Ende aufgrund von Freistössen. So entstanden viele Unterbrechungen, die eine Partie zwischen zwei generell fußballerisch schwachen Teams noch verschlechterte. 

Defensiv arbeitete Lautern trotz allem sehr gut, da das Lauterer Mittelfeld effektiv in einer Art Manndeckung gegen die HSV-Aufbauspieler verteidigte, jedoch ging nach vorne wenig. Als die Hamburger dann durch Jansen in Führung gingen entlud sich bei einigen Spielern des Tabellenletzten der Frust-viele kleine Fouls waren die Konsequenz. Am Ende des Spiels hatten die Lauterer 24 Fouls auf dem Konto.  Die Hamburger benutzen diese Strategie nicht so oft, sie foulten nur 14 Mal,  was aufgrund ihrer eklatanten Schwäche nach ruhenden Bällen nur vernünftig war.

Kampf alleine langt nicht


Die Lauterer liefen wesentlich mehr als ihre Kontrahenten, am Ende waren es starke 124,5 Kilometer. Kämpferisch kann man dem Tabellenletzten also keinen Vorwurf machen. Jedoch gewann sie insgesamt zu wenig Zwekämpfe, es waren nur 46%, und kamen dadurch wenig in die interessanten Ecken des Feldes.

Auch in der Sprint-Statistik waren die roten Teufel vorne und sprinteten knapp einen halben Kilometer mehr als die Hamburger, jedoch war man in diesen nicht scheller als der HSV. Sprinten ist also das eine, aber wenn man nicht schneller ist als der Gegner hat es nur einen geringen Effekt. 

Hier kann man natürlich auch den Faktor glück nennen, der den Lautern nicht immer hold ist. So übersah der Schiedsrichter in der 88. ein Foul von Kacar an Sahan. Wir versuchen die Schiedsrichter so weit wie möglich aus unseren Analysen zu verbannen, in diesem Foul muss man es kurz ansprechen. Es war ein bitterer Moment für die Lauterer.

Das Offensivproblem des FCK


Wie wir in der Vorschau auch hervorgehoben hatten ist die Offensive des 1. FCK ein einziges Trauerspiel. 

Gegen den HSV erspielte man sich mehr Chancen als sonst, man hatte 6 Schüsse aufs Tor, und wirkte wesentlich zielstrebiger und engagierter als in den Vorwochen. Jedoch ließ de Witt die Chance zur Führung liegen, auch weil Drobny sehr gut reagierte.

Diese Zielstrebigkeit vermisste man jedoch über 90 Minuten bei den roten Teufeln. 8 Schüsse gingen vorbei, und der finale Pass kam viel zu selten an. Auch aus den 10 Ecken, die man sich erkämpfte ließ sich kein Treffer erzielen. Von 124 Ecken in dieser Saison hat man nur aus einer einzigen einen Treffer erzielt. Zahlen lügen nicht.

Als man dann die Chance hatte scheiterte Sahan kläglich an Drobny. Dem eingewechselten Fortunis gelang es ebenso nicht. Wer seine Chancen nicht nutzt kann nicht gewinnen und der FCK kennt dieses Problem in und auswendig. 

Es war das 15. Spiel ohne Torerfolg. Die Schwäche wurde in der 2. Halbzeit sehr offen gelegt, als der HSV sich zurück zog und dem FCK die Initiative überließ. Am Ende hatten die Lauterer 53% Ballbesitz, 5% mehr als ihr üblicher Ballbesitz, sie konnten wenig damit anfangen.


Hamburgs taktischer Wechsel nach der Pause


Zur Pause stellt Fink auf ein klassisches 4-4-2 um. Einer der 6er, Jarolim, ließ sich nicht mehr so tief fallen und man verteidigte nun in zwei Viererketten gegen die Lauterer. Das Problem war hier allerdings der lauffaule Petric, der nur 9,7 Kilometer in 80 Minuten lief. Dies erschwerte das verteidigen, da Petric sich kaum an der Defensivarbeit beteiligte. So musste das Vierer-Mittelfeld rausrücken, die Konsequenz waren große Abstände zwischen den Ketten.

Dies ermöglichte den Außenverteidigern des FCK sich weiter vorne zu positionieren und etliche Flanken zu schlagen. 16 Stück waren es am Ende des  Spiels, obwohl die Hälfte von diesen auch einen Abnehmer fanden wurden sie selten richtig gefährlich. 

Anders als in den vergangenen Wochen zogen Finks Hamburger sich also eher zurück. Sicher war dies nicht immer, aber die Hamburger haben nicht ohne Grund die zweitmeisten Tore in der Rückrunde kassiert. Das man hier jedoch bereit war zu lernen muss man den Hamburgern hoch anrechnen, auch wenn sie wesentlich von der Schwäche des Gegners profitierten. Am Ende hatten die Hamburger nur 47% Ballbesitz, sehr wenig in der Ära Fink. Doch der Erfolg gab ihnen recht.


Das entscheidende Duell des Spiels




Balakov gegen Fink. Man könnte denken, dass Fink der logische Gewinner dieses Duells ist, da seine Mannschaft das Spiel gewann. Dem ist jedoch nicht so.

Balakov hatte sein Team soweit gut eingestellt, gerade das Mann gegen Mann Pressing im Offensivbereich war eine gute Idee. Auch seine Wechsel kamen zum richtigen Zeitpunkt, dass sie nicht den nötigen Erfolg brachten kann man ihm kaum ankreiden.

Der Hamburger Coach reagierte ebenfalls gut nach der Pause indem er von seinem dominanten Stil abkehrte und dem spielschwachen Heimteam die Initiative überließ. Sein Wechsel zum klassischen 4-4-2 war richtig.

Generell müssen beide Trainer allerdings noch viel am Spiel ihres Teams arbeiten, auch wenn sie ihre Arbeit gut verrichteten an diesem Nachmittag. Wir sagen unentschieden.  

Der Rudelbildung Spieler des Spiels


Heiko Westermann. In einem Spiel wie diesen fällt es schwer jemand zu wählen. Es wird der Hamburger Kapitän, da er nach Rodnei die meisten Zweikämpfe gewann (starke 74% am Ende) und die Hamburger Defensive einigermaßen im Griff hatte. Nach vorne ging bei ihm wenig, jedoch beschränkte er sich im Passspiel auf die sicheren Dinge und verzeichnete so deutlich weniger Fehlpässe, 6 waren es, als sonst.


Fazit



Es wurde das Spiel ohne die großen Höhepunkte. Die Lauterer bleiben seit mittlerweile 18 Spielen ohne Sieg und werden sich wohl im Sommer in Liga 2. wiederfinden. Der Trainerwechsel hat bis jetzt wenig Wirkung gezeigt, auch weil kaum etwas verändert wurde.

Der Hamburger SV gewann dieses wichtige Spiel, aber die Leistung gibt keinen Grund zum Jubeln. Da die anderen Teams auch punkten wird der Abstiegskampf weitergehen. Im Moment profitiert der Liga-Dino davon, dass andere Teams schwächer sind. Da dies mit Lautern, Berlin und Köln momentan drei Teams sind rangiert man dort wo man hingehört- auf Platz 15.

SPIEGEL Online hat ebenfalls einen lesenswerten Artikel zur Partie verfasst.

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