Mittwoch, 7. März 2012

Fluch und Segen-der Fall des Paolo G.

Was wurde in den letzten Tagen nicht in Fußball-Deutschland diskutiert-das brutale und rücksichtslose Foul von Hamburg Stürmer Paolo Guerrero  an Sven Ulreich vom VFB Stuttgart schlug hohe Wellen. "Amok-Treter" taufte die B*** den Peruaner, Hamburg Führungsetage versuchte Paolo in Schutz zu nehmen, was kräftig misslang.
 

Gerade Hamburgs Trainer Thorsten Fink kann nichts anderes als Spott erwarten bei seinen armseligen Versuchen Paolo in Schutz zu nehmen, hier eine Kostprobe:

"Es war ein hartes Foul, aber keine Tätlichkeit. Er hat niemanden geschlagen. Paolo ist in der Szene einfach zu spät gekommen, aber er hat das Foul nicht vorsätzlich gemacht. Ich möchte hier nichts schönreden. Er wird auch von uns eine spürbare Strafe bekommen. Eine Sperre von vier bis sechs Spielen hätte aber sicher gereicht."

Das eine Tätlichkeit nur zugegen sein kann wenn man schlägt wäre uns neu, lieber Thorsten und wie man so ein Foul in die Kategorie 4 Spiele einordnen will ist uns auch schleierhaft. Doch es wird noch peinlicher:

"Ich finde die Strafe zu hart.Ich glaube, dass man hier ein Exempel statuieren will. Ich weiß nicht, ob man lieber aussehen muss. Paolo hat den Spitzennamen ’Kleiner Krieger’ und ein paar Narben im Gesicht …“

Sicherlich wird hier am Beispiel Guerrero ein Exempel statuiert, keine Frage. Aber hier draus eine Frage des Aussehens zu machen und die "nur weil der Arme Paolo aussieht wie Mogli aus dem Dschungelbuch"-Karte zu ziehen ist nun wirklich bemitleidenswert.

Damit wir uns richtig verstehen, gegen die Sperre von Guerrero gibt es in Anbetracht der schwere des Fouls nichts zu bemerken. Wer mit so viel Anlauf und Frust den Gegner von hinten umgegrätscht hat eine harte Strafe verdient, keine Frage. Das Problem ist vielmehr die Verhältnismäßigkeit der Strafe.

In Hamburger Kreisen wird Guerreros Aktion gerne mit dem Foul von Herthas Andreas Ottl verglichen, der einen anderen Stuttgarter-Hajnal- im Mittelfeld umsenste und dafür 3 Spiele gesperrt wurde. So urteilte Hamburgs Sportchef Frank Arnesen nach der Urteilsverkündung folgendes:

"Ich bin sehr enttäuscht. Dieses Strafmaß hätte ich nie erwartet. Ich verzeihe Paolos Foulspiel nicht, aber wenn ich sehe, dass ein Andreas Ottl für seine Rote Karte gegen Stuttgart für drei Spiele gesperrt wird und Paolo für acht, dann ist das für mich nicht zu erklären.“

Doch dieser Verglich hinkt in vielerlei Maße:

Zum einen wurde Paolos Aktion vom DFB nicht als rohes Spiel, wie im Falle Ottl, sondern als Tätlichkeit gewertet. Das Strafmaß ist daher ein anderes. 

„Straferschwerend fällt in das Gewicht, dass der von hinten ausgeführte Tritt mit unheimlicher Aggressivität und übermäßiger Rücksichtslosigkeit ausgeführt worden ist“, 

schreibt der DFB in seiner Erklärung-völlig zu Recht. Ein anderer Vergleich liegt hier näher, nämlich der Fall Jermaine Jones.

Jones trat dem Gladbacher Marco Reus absichtlich auf den lädierten Fuß an dem Reus gerade einen Zehenbruch  auskuriert hatte- der DFB sperrte Jones für 6 Spiele. Begründung im Urteil: 

"Jermaine Jones wird wegen einer Tätlichkeit gegen den Gegner in Form des krass sportwidrigen Verhaltens mit einer Sperre von acht Wochen bis einschließlich 1. März 2012 belegt." 

Sowohl der Fall Guerrero als auch die Causa Jones wurden also als Tättlichkeit gewertet. Soweit so gut, doch dies zeigt das nächste Problem auf.

Guerrero und Jones wurden beide für acht Wochen (nicht Spiele) vom DFB gesperrt, doch aufgrund der Terminierung der Spieltage verpasste Jones 6 Spiele und Guerrero wird 8 Spiele fehlen. Wo ist die Logik in so einem Urteil?

Das nächste Problem ist, dass hier 2 Fälle mit unterschiedlichem Maße bewertet werden. 

Guerrero foult auf brutalste Weise seinen Gegner und nahm eine Verletzung billigend in kauf (noch dazu zeigte er wenig Reue im Nachhinein), während Jones auf hinterhältigste Weise angeschlichen kam und seinem Gegner auf den Fuß trat. Im Falle Guerrero erläuterte der DFB weiter, dass 

"Straferschwerend fällt in das Gewicht, dass der von hinten ausgeführte Tritt mit unheimlicher Aggressivität und übermäßiger Rücksichtslosigkeit ausgeführt worden ist.“ 

Niemand bestreitet dieses, es wirft aber folgende Frage auf:

Was ist schlimmer, Jones oder Guerrero? Die "unheimliche" Aggressivität und übermäßige Rücksichtslosigkeit" ist in beiden Fällen vorhanden, doch die Hinterhältigkeit nur im Falle Jones. Wie gesagt wir wollen Guerrero in keinster Weise in Schutz nehmen und halten das Urteil für gerechtfertigt, aber dies sind Fragen die man sich stellen muss. Die beiden Fälle können nur in gewissem Maße verglichen werden, doch der DFB bewertet beide im Strafmaß gleich und im Endefekt kommt Jones aufgrund des Spielplans sogar noch glimpflicher davon. Dafür fehlt uns jegliches Verständnis. 

Die nächste, vielleicht viel wichtigere Frage ist was sind die Konsequenzen aus diesem Urteil?

Es ist richtig, dass der DFB so ein brutales Verhalten bestraft und anscheinend nun härter Durchgreifen will. Dies ist auch die Rückmeldung des Rudels auf unserer Facebook-Seite.  Das eigentliche Problem ist aber eine anderes, die Konstanz in diesen Urteilen und weitere Fragen, die so ein Urteil aufwirft:

Wie viele Spiele Sperre sollte man für einen Ellbogen-Check bekommen?


Sind nicht alle Fouls von Hinten eine Tätlichkeit, da sie Gesundheitsgefährdend sind?

Ist die verbale Beleidigung des Gegners weniger schlimm als ein brutales Foul?

Sollte man Spieler nicht für Pflichtspiele sperren anstatt für Wochen?

Der DFB hat im Falle Guerrero richtig entschieden, aber er muss diese Linie beibehalten-ansonsten macht er sich unglaubwürdig. 

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