Das Rudelbildung Interview mit Ballverliebt

Wir setzen unsere Interview-Reihe fort und stellen euch diesmal den vielleicht besten Taktik-Blog aus Österreich, Ballverliebt, vor.



Rudelbildung: Hallo erstmal. Ein Fußballblog aus Österreich und noch dazu ein verdammt guter. Wie kamt ihr auf die Idee?

Ballverliebt: Georg und ich (Tom) sind schon seit längerem Blogger. Als Fußball in Österreich in den Jahren vor der Heim-Europameisterschaft sowohl medial als auch sportlich komplett am Boden war, war es irgendwann ein logischer Schritt, Dinge in die eigenen Hände zu nehmen.

Rudelbildung: Habt ihr von beginn an alle drei an dem Blog gearbeitet oder euch nach und nach gefunden?

Ballverliebt: Im Prinzip ja. Georg und ich haben zwar damit angefangen, aber Philipp kam schon nach ein paar Wochen dazu. 

Rudelbildung: Für Leser, die nicht so belesen zum Thema Österreichischer Fußball sind: Was sind die Merkmale der Liga?

Ballverliebt: Nach einer großen Reihe an finanziellen Pleiten und viel Großmannsucht in den letzten zwei Jahrzehnten haben die österreichische Liga und ihre Vereine sich ihren Platz in Europa als Ausbildungsliga gesucht. Die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit trägt auch Früchte. Die Tatsache, dass der Liga die besten und talentierten jungen Spieler jedes Jahr abhanden kommen, wird glaube ich mittlerweile akzeptiert. Die Spieler die es im Ausland schaffen, tragen auch den Aufwärtstrend des Nationalteams.

Rudelbildung: In euren Posts auf eurer Facebook-Seite kriegt man oft den Eindruck, dass ihr vom Niveau der Liga nicht gerade begeistert seid. Ist es so schlimm?

Ballverliebt: Gerade die Abgänge guter Spieler in den vergangenen Monaten merkt man stark. Leute wie Nacer Barazite, Julian Baumgartlinger, Zlatko Junuzovic und Gordon Schildenfeld haben die Liga verlassen. Das macht sich natürlich bemerkbar und das muss man ohne großes Jammern akzeptieren. Was uns, glaube ich, mehr ärgert: Aus den unter diesen Umständen gegebenen Möglichkeiten wird sicher nicht das Beste gemacht. Vor allem taktisch ist das Niveau der Liga dürftig, Mannschaften beherrschen selten mehr als ein System. Die konstruktive Komponente des Sports kommt viel zu kurz, weil sie kein Team auf hohem Niveau beherrscht. Die Infrastruktur mit großteils fehlenden Rasenheizungen in einem doch stark vom Winter geprägten Land und dementsprechenden Platzverhältnissen tut ihr übriges dazu. Kurz: Der Zustand der Liga ist nicht gut genug. 

Rudelbildung: Was ist mit der Nationalelf, die ja über einige talentierte Spieler verfügt und nicht wenige Spieler sind ja auch Leistungsträger bei ihren jeweiligen Klubs in der Bundesliga?

Ballverliebt: Mit dem Engagement von Marcel Koller als Trainer hat der ÖFB ein Lebenszeichen gesetzt. Von dieser Besetzung darf man sich etwas erwarten. Keine Wunder, sondern akribische, professionelle Arbeit. Das hat lange gefehlt. Beim spielerischen Personal zeichnet sich seit Jahren eine klare Verbesserung ab. Der vierte Platz bei der U20-WM 2007 hat eine Dynamik losgetreten, die bis heute wirkt und den heimischen Fußball nach vorne gebracht hat. Bei den kommenden zwei Qualifikationen wird man das sehen, auch wenn die Vorbereitungszeit für Koller bis zum Start der WM-Quali leider wirklich sehr kurz ist.

Rudelbildung: Für ein Land wie Österreich ist die Aufstockung der EM-Teilnehmer doch sicherlich etwas fantastisches, oder?

Ballverliebt: Natürlich. Zwar ist unser junges Team vielversprechend genug, dass man sich auch beim bisherigen Modus eine künftige Quali erhoffen hätte dürfen, aber die Aufstockung reduziert den nötigen Glücksfaktor natürlich sehr. 

Rudelbildung: Ihr beschreibt auch ja selbst als Blog der auch abseits der medialen Aufmerksamkeit Themen ansprechen will. Was wird in eurer Meinung nach zu sehr vernachlässigt in der Fußball-Berichterstattung?

Ballverliebt: Es geht bei uns um Analyse, Kommentare und Debatten. Wir schauen auf Taktik, Strategie und Entwicklung des Fußballs. In den Mainstreammedien sind das meistens nicht einmal Randthemen. Wir schauen uns in der ganzen Welt nach Interessantem Fußball um und darüber schreiben wir dann.