Sonntag, 15. April 2012

Die Rudelbildung Rückschau zum 31. Spieltag: Gladbach-Köln 3:0

In einem einseitigen Spiel gewannen die Borussen aus Gladbach das Rhein-Derby gegen den 1. FC Köln mit 3:0. Die Gladbacher spielten alles andere als überragend, 2 Standardssituationen und ein Solo von Reus genügten um die schwachen Kölner zu besiegen, die konstatieren müssen, dass sich in so kurzer Zeit auch mit einem Trainerwechsel nicht viel ändern lässt.

Borussia Mönchengladbach-1.FC Köln 3:0

Die offensivere Rolle von Daems und Stranzl

Wie in der Vorschau angesprochen ist einer der Gründe für die Gladbacher Mini-Krise, dass das eigene Spiel oft zu statisch ist. Gegen tiefstehende Kölner bot sich für die Außenverteidiger somit die Möglichkeit höher zu stehen und sich mehr am Offensivspiel zu beteiligen. Der Belgier schlug zwar keine Flanken, gefiel aber durch einige gute Vorstöße und war in Halbzeit 1 nicht überraschend der Spieler mit den meisten erfolgreichen Dribblings. Seine Vorstöße nutzte Arango oft dazu sich mehr zentral zu orientieren oder als eine Art Bande für Daems zu agieren.

Auf der anderen Seite agierte Stranzl ebenfalls etwas höher als gewohnt. Weiterhin sieht man von beiden Außenverteidigern wenig, dass man seinen Mitspieler außen hinterläuft und auch geflankt wird weiterhin wenig. Dies ist allerdings ein generelles Kennzeichen der Gladbacher in dieser Saison. Die Favre-Elf versucht viel mit kurzen Pässen zum Erfolg zu kommen. So flankte man auch in diesem Spiel nur ganze 3 mal.

Jedoch war gut zu sehen, dass die Gladbacher es oft über Stranzls rechte Seite versuchten. Der Außenverteidiger hatte nach Dante die meisten Ballkontakte auf dem Platz und suchte öfters den Weg nach vorne. Dies war für sowohl Daems als auch Stranzl möglich, da die Kölner äußerst tief agierten und sie ihre Gegenspieler im Griff hatten. So gewannen beide fast 70% ihrer Zweikämpfe.

Spielmacher Dante

Ähnlich wie Hummels und Badstuber bei Dortmund respektive Bayern haben die Gladbacher eine klare Aufteilung im Spielaufbau. Da die beiden 6er oftmals eher defensiv agieren und beide keine Spielmacher-Typen sind, überlässt man hier Dante den Spielaufbau. Dies war auch wieder in diesem Spiel sehr offensichtlich. Da die Kölner tief standen, oftmals mit 11 Spielern in der eigenen Hälfte, hatte Dante viel Zeitz um sich einen Mitspieler auszugucken und dann anzuspielen. So war Dante mit Abstand der Spieler mit den meisten Ballkontakten auf dem Platz, ganze 137 waren insgesamt.

Auch war es ersichtlich, dass die Borussia versuchte das Spiel schnell zu machen, so spielte Dante mit seinen 137 Ballkontakten ganze 124 Pässe. Das er hierbei wenig attackiert wurde ist alleine schon dadran zu sehen, dass Dante in der gesamten Partie nur 3 Fehlpässe spielte.

3 Freistöße=1 Elfmeter

Es ist schwer zu sagen, ob FC-Trainer Schaefer seine Männer darauf angewiesen hatte möglichst wenig Fouls zu begehen, da die Schwäche nach Standardsituationen bekannt ist. So foulten die Kölner nur ganze 9 mal in der gesamten Partie. Jedoch kassierten sie gleichzeitig aus 2 dieser Fouls die ersten beiden Gegentore. Arango traf per Freistoß und Jantschke verwertete eine Flanke nach einem ruhenden Ball zum 2:0.

Generell hatte man das Gefühl, dass bei einem ruhenden Ball immer Gefahr im Vorzug war vor dem Kölner Tor. Auch bei den insgesamt 8 Gladbacher Ecken war kaum eine dabei, wo nicht zurecht ein Raunen durch das Stadion ging. Rensing hielt hier seine Mannschaft im Spiel, war jedoch über 90. Minuten gesehen auch machtlos. Dies wurde nach Spielende nur dadurch untermauert, dass die Gladbacher 58% der Kopfballduelle gewonnen hatten. Hierbei muss man sogar noch bedenken, dass die Gladbacher ab der 60. Minute aufgrund der hohen Führung den letzten Willen vermissen ließen. So fiel diese Quote in den letzten 30. Minuten um ganze 10%.

Favre`s verpasste Möglichkeit

In einem Rhein-Derby ohne große Gegenwehr machte Favre seinem Ruf als konservativer Trainer wieder einmal alle Ehre. Schon der verletzungsbedingte Wechsel in der 44. Minute zeigte, dass Favre auf das bewährte setzen würde. Jantschke kam für Neustädter, welches De Facto ein positionsbezogener Wechsel war. Als Gladbach nach 55. Minuten mit 3:0 führte hegte ich die Hoffnung, dass Favre vielleicht mal etwas experimentieren würde, doch negativ. 

Mit Ring wurde einer der Edeljoker eingewechselt, so verzeichnete der Finne alle seine 5 Einsätze als Joker und kam niemals vor der 65. Minute. Für Favre-Verhältnisse war dies also ein zeitiger Wechsel. Wir sprechen wohl gemerkt von der 65. Minute bei einem Gegner, der mindestens eine Klasse schwächer ist und bei einer 3:0 Führung. Auch wechselte der Gladbacher Coach positionsbezogen, Ring bekam also nicht wie gehofft, die Chance auf der 6, sondern übernahm die Position von Hermann. 

Das selbe war der Fall mit dem anderen klassischen Wechsel, Hanke ging raus und de Camargo kam. Es war der 13. Joker-Einsatz für den Belgier, der 10. davon nach der 65. Minute. Wie ein Gladbach-Fan richtig anmerkte wäre der 3. klassische Wechsel ansonsten wohl Wendt gewesen wäre, wenn Neustädter sich nicht verletzt hätte.

Der Gladbacher Trainer verpasste hier in meinen Augen eine Option unter Wettkampf-Bedingungen etwas neues auszuprobieren um die kreativen Probleme auf der 6 zu lösen.

Kölns steht tief und verliert

FC-Trainer Schaefer änderte wenig an dem Solbakken System der vergangenen Monate. Ein wichtiger Unterschied war, dass man nicht mehr in Zonen operierte, sondern versuchte den Gegner in der eigenen Hälfte zu pressen. Jedoch auch erst in der eigenen Hälfte.

Die Kölner pressten kaum in der Gladbacher Hälfte, sondern zogen sich tief zurück und versuchten aus einem klassischen 4-4-2 zu pressen. Hier ergaben sich jedoch einige Probleme, das wichtigste war das schlechte Pressing der beiden Stürmer und der Abstand zwischen Mittelfeld und Angriff.

Podolski war der Kölner Feldspieler, der am wenigsten lief und auch wenn Novakovic wesentlich mehr lief so lief er doch oft unnötig und positionierte sich falsch. Für Dante war es so ein leichtes den Ball vertikal ins Mittelfeld zu spielen, wo die Mittelfeldspieler der Gladbacher genug Zeit hatten sich zu umzudrehen und weiter zu passen.

Dies war auch deutlich in der Kölner Statistik später deutlich zu sehen, die Gladbacher spielten mehr als doppelt so viele Pässe wie die Kölner und hatten kaum Probleme ihren Sicherheitsfußball zu praktizieren. Nach 90 Minuten hatten die Gladbacher nur 10% Fehlpässe gespielt, eine sehr niedrige Quote. 

Die Kölner auf der anderen Seite hatten das Problem, dass sie durch ihre tiefe Verteidigung bei Ballgewinn so weit von des Gegners Tor entfernt waren, dass sie kaum Chancen hatten Gladbachs effektives Gegen-Pressing zu überspielen. Bezeichnenderweise verzeichneten die Kölner in 90 Minuten nur einen Schuss aufs Tor zu verzeichnen und verzeichneten 37% ihrer Chancen, falls man diese überhaupt so nennen kann, nach Standardsituationen.

Hoffnungslos überfordert, Köln 2012

Dieser Artikel mag sehr negativ klingen, doch der Grund ist simpel-es gibt nichts gutes über das Spiel der Kölner zu schreiben.

Sie versuchten tief zu verteidigen und nahmen sich dadurch die Möglichkeit zu kontern, welches auch durch das ungenaue Passspiel und die technischen Schwächen etlicher Spieler ein schwieriges Unterfangen war. Sie agierten schwach bei Standards und verzeichneten nur einen Torschuss in 90. Minuten. Die Laufleistung war mit 116 Kilometern okay, jedoch liefen besonders die Stürmer oft verkehrt und so war ein leichtes für die Gladbacher.

Im Offensivspiel versuchten die Kölner viel über die linke Seite, wo Eichner versuchte sich einzuschalten. Das Problem hier war jedoch die mangelnde Übersicht der Kölner, die den linken Verteidiger oftmals übersahen. Auch fehlt den Kölner im Mittelfeld ein Taktgeber, Lanig ist mehr ein Box-to-Box Spieler, Riether ein Zerstörer. Podolski ist also der Mann für alles in Köln, Torjäger, heimlicher Kapitän, Publikumsliebling und Spielmacher. In einem Team wie Köln eine unmögliche und undankbare Aufgabe. Man muss den Kölner zu seinem Sommer-Transfer schon fast gratulieren und hoffen, dass man das Geld in einen Kader mit mehreren Leistungsträgern investiert. Die Kölner Fans sangen nicht ohne Grund abermals "außer Rensing könnt ihr alle gehen."

Der Rudelbildung Spieler des Spiels

Marco Reus. Der zukünftige Dortmund lieferte eine richtig starke Leistung ab, was nicht nur an seinem schönen Solo zum 3:0 Endstand lag. Reus war unermüdlich unterwegs für sein Team, ließ sich oftmals tief fallen um das Spiel anzukurbeln und gewann für einen Stürmer auffällig viele Zweikämpfe. Der Unterschied zu einem talentierten Spieler wie Podolski ist nur das Reus in einem funktionierenden Team spielt und in der Offensive auch von seinem kongenialen Partner Mike Hanke profitiert. 

Fazit

Gladbach gewinnt in einem niveauarmen und wenig prickelndem Rhein-Derby mit 3:0. Der Borussia gelangte eine durchschnittliche Leistung um die defensiven Kölner problemlos zu schlagen. Zwei Standardsituationen kamen den Gladbachern hier zu Hilfe, da ihnen in der 1. Halbzeit im Offensivspiel wenig einfiel. Die Chancen der Gladbacher resultierten hier aus Standardsituationen, Fernschüssen und eklatanten Fehlern der Kölner im Aufbauspiel.

Auch in der 2. Halbzeit bekam man nur ganz kurz den Eindruck, dass Köln offensiver agieren wollte, dies war jedoch ab der 55. Minute belanglos, da man 0:3 hinten lag. Danach galt es für beide Teams das Spiel möglichst risikofrei zu beenden. Favre verpasste hier die Möglichkeit zu experimentieren, welches ich persönlich sehr schade fand. Einen schwächeren Gegner als die Kölner, abgesehen von Kaiserslautern mit abstrichen, findet man in der Bundesliga zur Zeit nicht. So verliefen die letzten 30. Minuten wenig spektakulär, die Gladbacher Fans skandierten zurecht mit Häme "Absteiger, Absteiger" in Richtung der Kölner Anhänger und entrollten nach einer Stunde ihr "Derby-Sieger"-Plakat. Ein Plakat sagt in diesem Falle mehr als 1000 Worte.

Die Kölner müssen sich jetzt schon berechtigte Kritik gefallen lassen, dass der Trainerwechsel Fragen aufwirft. War es nicht schon zu spät zu diesem Zeitpunkt und wieso wartet man bis zwei Tage vor so einem wichtigen Spiel? Für den FC kann es nur darum gehen den Relegationsrang zu halten um sich über die Relegationsspiele in der Bundesliga zu halten. Dies ist bei dem schweren Restprogramm ein schwieriges Unterfangen, auch aus dem Grunde, dass die Berliner eher wie ein Team wirken, dass auch einmal überraschend punkten kann.

Daten von whoscored.com und bundesliga.de

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