Sonntag, 22. April 2012

Die Rudelbildung Rückschau zum 32. Spieltag: Dortmund-Gladbach 2:0


Es ist vollbracht, der neue und alte Meister heißt Borussia Dortmund. Erstmals nach 16 Jahren muss der FC Bayern zwei Jahre in Folge einem anderen Team zur Meisterschaft gratulieren und es gibt keine zwei Meinungen, dass die Meisterschaft auch in dieser Saison hochverdient nach Dortmund geht/dort bleibt. Das Meisterstück der Dortmunder im Spiel der Woche gegen die Gladbacher war eines der langweiligeren Sorte, die Dortmunder dominierten und gewannen verdient 2:0. Ein Rückblick.

Borussia Dortmund-Borussia M`gladbach 2:0

Totalausfall Arango

In der Vorschau hatten wir thematisiert, wie Arango aus einer mehr zentralen Rolle das Spiel an sich reißen könnte, dies war jedoch nicht der Fall. Zwar orientierte er sich oft in dieser Position, jedoch ergab sich aus diesem taktischen Kniff ein großes Problem. Der rechte, polnische Flügel der Dortmunder hatten so ein einfaches Spiel sich gegen Daems oftmals durchzusetzen. Nicht überraschend fuhren die Dortmunder die meisten, 38%, ihrer Angriffe über besagte Seite. 

Generell fiel Juan kaum positiv auf. Er brachte nur 60% seiner Pässe an den Mann und verlor mehr als zwei-drittel seiner Zweikämpfe, von denen er unglaublich wenig bestritt. Kein Spieler auf dem Feld spielte mehr Fehlpässe und lief weniger als er. Folgerichtig wurde er auch nach etwas mehr als einer Stunde ausgewechselt, zu diesem Zeitpunkt war die Partie allerdings auch schon entschieden. Auch aus Standardsituationen ging heute wenig Gefahr hervor. 

Lewandowsk &Kagawa schlagen Reus und Hanke

Das Duell der beiden Sturmreihen ging klar an die Dortmunder. Nicht nur weil Kagawa ein Tor erzielte und seine Kontrahenten leer ausgingen, sondern auch weil sie dem Spiel mehr ihren Stempel aufdrücken konnten.

Reus war der bessere und aktivere der beiden Gladbacher Stürmer, hatten jedoch entweder Pech mit Schiedsrichterentscheidungen (als er in der 8. durch gewesen wäre, fälschlicherweise jedoch auf Abseits entschieden wurde) oder sein Schussversuche von Schmelzer abgeblockt wurden.

Sein Sturmpartner Mike Hanke war ebenfalls viel unterwegs, dadurch das er und Reus aber sehr tief agierten luden sie die Dortmunder Innenverteidiger dazu ein lange Bälle einzustreuen. Da man mit Hummels über einen der technisch versiertesten Verteidigers verfügt  wurde dies in der 31. Minute fast bestraft, als dieser einen Franz Beckenbauer-Gedächtnis-Pass mit dem Außenrist in den Lauf von Kagawa spielte. Die Gladbacher spielten also nicht so hohes Pressing wie man erwartet hatte, was jedoch auch daran lag, dass die Dortmunder Innenverteidiger geschickt nach hinten abkippten und so genügend Platz vorfanden.

Desweiteren hatte Hanke einen schweren Stand gegen die Dortmunder. Er gewann zwar relativ viele Zweikämpfe, jedoch war sein Passspiel schwach. Hier operierte er auf Arango-Niveau, wahrlich kein Kompliment.

Ganz anders die Dortmunder. Kagawa glänzte durch kluge Läufe und technische Fertigkeiten, während Lewandowski immer wieder dadurch auffiel, dass er den Ball unglaublich gut festmachte. So gab er seinen Kollegen die Möglichkeit nachzurücken. So war es auch nicht überraschend, dass Roberts Zweikampf- und Pass-Bilanz wesentlich besser war als die der Gladbacher Stürmer. Auch verzeichnete der Pole alleine genauso viele Torschüsse, vier, wie das gesamte Team der Gladbacher. 

Der Japaner hingegen ist eine ganz besonders interessante Spezies. Kaum ein Spieler gewinnt so wenig Zweikämpfe wie Shinji, nur 15% waren es heute, und ist trotzdem so ein entscheidender Spieler für sein Team. Ein Grund hierfür ist die Passsicherheit des Japaners, der auch heute wieder starke 90% seiner Pässe an den Mann brachte. Damit jedoch nicht genug, Kagawa schoss auch selber ganze fünfmal aufs Tor der Gladbacher, Kritiker würden behaupten, dass er ab und an schon fast zu eigensinnig ist. 

Bloß kein Risiko-Gladbachs Spiel nach vorne

Durch die Verletzung von Neustädter agierte Tony Jantschke, wie oft in der letzten Saison als offensiver Typ  auf der Gladbacher Doppel-6. Von dem jungen Gladbacher kamen jedoch kaum Impulse, was sich auch in seinen Pass-Statistiken belegen ließ. So spielte Tony mehr als drei-viertel seiner Pässe nach hinten oder seitwärts. So war natürlich kaum ein Raumgewinn möglich, welches sich wunderbar in das generelle Spiel der Gladbacher einfügte.

Die Gladbacher agierten mit unglaublich vielen Pässen der Kategorie Sicherheitspässe und spielten den Ball so immer wieder hinten rum. Auch nach dem 0:1 änderten sie diese Einstellung bis zur Halbzeitpause nicht. So ist es nicht verwunderlich, dass unter den Top-5 der meisten Ballkontakte auf Gladbacher Seite auch der Name Marc-Andre ter Stegen auftaucht.

Für die Dortmunder war es so ein leichtes das Spiel der Gladbacher in die gewünschte Richtung zu steuern und mit dem berüchtigten Pressing die Angriffsbemühungen schon früh im Keim zu ersticken. Dante war so wieder einmal der Gladbacher mit den meisten Pässen, konnte mit diesen aber wenig Raum erzielen. So spielte der Brasilianer eine zweistellige Anzahl Pässe zurück zu seinem Torhüter. Dieser besagte Keeper hatte so nach 18 Minuten auch schon ganze 28 Pässe zu verzeichnen. 

Diese Zahl stand bildlich für Gladbachs Sicherheitsfußball. Dieser war spätestens nach dem 0:1 hinfällig, jedoch versuchten die Fohlen erst zu Beginn der zweiten Halbzeit mehr nach vorne, das Spiel war jedoch wenige Minuten später nach Kagawas 2:0 gelaufen.

Ganz anders agierte der kreative Part in der Dortmunder Zentrale. Ilkay Gündogan war wieder einmal ein Aktivposten, und versuchte das Spiel immer wieder nach vorne zu dirigieren. So ist es auch nicht überraschend, dass Ilkay alleine an mehr Torschüssen beteiligt war als das gesamte Gladbacher Mittelfeld und mit seinen Pässen zumeist den Weg nach vorne suchte.

Dortmunds Spiel über die Flügel

Die Dortmunder sind bekannt für ihre offensiven Außenverteidiger, deswegen mag es verwundern, dass die Borussen mehr als jedes andere Team auch durch die Mitte operieren. Dies war jedoch an diesem Tag nicht der Fall und so trug man ganze 70% seiner Angriffe über die Flügel vor. Dies taten die Gladbacher ebenfalls, der Unterschied war jedoch, dass die Dortmunder sich auch die Chance erarbeiteten zu flanken, während die Gladbacher kaum nennenswertes über Außen produzieren konnten.

Insgesamt 11 Flanken schlugen die Dortmunder, Gladbach nur eine einzige im gesamten Spiel. Bei den Dortmundern war besonders die linke Seite in Flanken-Laune. So schlugen Schmelzer und Perisic sieben Flanken im gesamten Spiel, Schmelzer legte auch per Freistoß zur Führung durch eben Perisic auf. Auf Gladbacher Seite agierten die Fohlen-Verteidiger aufgrund der hohen Positionierung der Dortmunder sehr defensiv und kamen so selten in Situationen, wo man hinterlaufen oder flanken konnte.

Rudelbildung Spieler des Spiels

Perisic und Schmelzer. Das Duo auf der linken Seite der Dortmunder fiel nicht nur durch seine Co-Produktion vor dem 1:0 auf, sondern war schlichtweg der dominierende Faktor im Spiel. 

Perisic war unermüdlich, kein Spieler lief und sprintete mehr. Gleichzeitig gewann der Kroate auch noch die meisten Zweikämpfe auf Dortmunder Seite. Dazu brachte der Dortmunder auch noch starke 91% seiner Pässe an den Mann, und drückte die Gladbacher rechte Seite mit Stranzl und Hermann nach hinten.

Schmelzer glänzte ebenfalls durch seinen Offensivdrang, kein Spieler schlug mehr Flanken, lieferte allerdings auch defensiv eine äußerst solide Vorstellung ab. Dies unterstrich er auch, als er gegen Reus einmal auf der Linie und einmal in höchster Not rettete.

Fazit

Der verdiente Meister 2012 heißt Borussia Dortmund. Die Schwarz-Gelben dominierten eine durchschnittliche Partie, in der beide Teams zu Beginn wenig zuließen. Nach 20. Minuten mit wenigen Torchancen wurden die Dortmunder besser und belohnten sich mit dem 1:0 durch Perisic. Danach hätte man erwarten können, dass die Gladbacher etwas offensiver und mutiger werden, dies war jedoch nicht der Fall. Vielleicht war es Favres Idee in der zweiten Hälfte druckvoller zu agieren, da Dortmund jedoch schnell das 2:0 durch Kagawa erzielte war das Spiel entschieden. 

Auf Gladbacher Seite enttäuschten Jantschke und Arango, was die drei anderen Offensiv-Protagonisten Reus, Hanke und Hermann in der Luft hängen ließ. Gladbach hatte trotzdem 2-3 gute Torchancen, wird jedoch auch einsehen, dass die Dortmunder in allen Bereichen einen Schritt besser und schneller waren an diesem Tag. Ein hochverdienter Sieg für die Dortmunder, die im Monat der Wahrheit eindrucksvoll unterstrichen wieso sie zur Zeit das beste Team in Deutschland sind.   

Daten von bundesliga.de und whoscored.com    

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