Donnerstag, 5. April 2012

Die Rudelbildung Vorschau zum 29. Spieltag

Wir nähern uns der heißen Phase der Saison und damit nicht genug auch noch einer englischen Woche. Innerhalb der nächsten 10 Tage wird sich die Saison nicht entscheiden, doch einige Vorentscheidungen können sich ergeben. Das Rudelbildung Spiel der Woche ist allerdings in vielerlei Hinsicht ein entscheidendes Spiel. Es wird entscheiden in welche Richtung sich die beiden Teams begeben werden und ob eins von diesen es mit dem selben Trainer tun wird. Willkommen zu Köln gegen Bremen.

1. FC Köln-Werder Bremen

1. FC Köln

Ein weiteres Endspiel erwartet die Kölner. Nach der katastrophalen Leistung beim 1:2 in Augsburg vergangene Woche sind die Chancen auf ein weiteres Jahr in der Bundesliga nicht gestiegen. Mittlerweile sind die Kölner auf dem Relegationsrang angekommen. Posen um Trainer Solbakken, der wiederum Kapitän Geromel öffentlich anzählte, und die Verbannung von 4 Spielern in die 2 trugen zu einer chaotischen Woche bei. 

Anders als beim Hamburger SV, der Edelreservisten in die 2. schickte, traf es bei den Kölner mit Milivoje Novakovic, Petit, Andrezinho und Kevin Pezzoni durchaus etablierte Spieler. Einige würden behaupten, dass die Nerven in Köln blank liegen, andere würden argumentieren, dass Solbakken in seinem Endspiel das einzig richtige tut. 

Ich bin der Meinung, dass der Norweger richtig agiert, es geht um seinen Job, also muss er das tun, was er für notwendig hält um zu gewinnen. Wenn er der Meinung ist, dass diese 4 Spieler dem Team nicht weiterhelfen brauchen sie auch nicht mittrainieren. Da es sich mit Novakovic und Petit auch nicht gerade um Spieler handelt, die sich ohne zu Murren auf die Bank setzen, tut er das einzig richtige. Doch was sind Solbakkens Probleme bei den Kölner und wie kann man die Bremer schlagen?

Der blutleere Auftritt in Augsburg-eine kurze Analyse


Solbakken setzte auf seine bewährtes 4-4-2 mit einer sehr defensiven Grundordnung. Köln spielte wie schon die ganze Saison auf Konter, man sollte sich allerdings nicht von der Statistik beeindrucken lassen, dass die Kölner die 3. meisten Kontertore der Liga erzielt haben. Wer sein ganzes Konzept auf dieser Strategie basiert sollte festhalten, dass 9 Tore wahrlich nicht viel sind.

Nicht überraschend hat man nach Augsburg den zweitwenigsten Ballbesitz der Liga. Nur eine Mannschaft hat ligaweit weniger Ballbesitz, die Augsburger. Doch diese übernahmen in diesem Spiel die Initiative und hatten am Ende 55% Ballbesitz. Da Köln mit dem Pressing des FCA nicht zurecht kam schlug man viele lange Bälle, die zumeist nicht ankamen. Nur 59% der Kölner Pässe kamen an den Mann, eine äußerst schwache Quote. 

Die Augsburger hingegen kamen viel über die Flanken, eine Problemzone der Kölner. Da die 6er sehr in Zonen verteidigen kann der Gegner auf den Flügeln oft Überzahl schaffen, dieses machten sich die Augsburger zum Vorteil. So fiel auch das 1:0 durch Koo in der 19. Spielminute.

Ein weiterer Faktor war, dass die Kölner sich in ihrer Hilflosigkeit oft per Fouls helfen "mussten." 35 Vergehen waren es am Ende, ganze 20 Stück mehr als der Saison-Durchschnitt der Kölner. Nach vorne ging bei den Kölner so gut wie gar nichts, den ersten Torschuss verzeichnete man in der 40. Minute. 

In der 2. Halbzeit stellte Solbakken aufgrund des 1:2 Pausenstands auf eine Dreierkette um. Mit Brecko und Eichner als Wingbacks spielten die Kölner nun eine Mischung aus einem 3-5-2 und einem 5-3-2 (der FC Liverpool spielt diese Taktik unter Dalglish desöfteren). Diese Ideen fruchteten allerdings nicht, da die Augsburger Mittelfeldspieler gut mit nach hinten arbeiteten. Auch Solbakkens dritter taktischer Wechsel, Geromel raus Stürmer Tese rein, zu einem 4-2-1-3 erbrachte nicht die gewünschte Wirkung. Am Ende verloren die Kölner 2:1 und waren damit noch gut bedient.

Köln vor dem Bremen-Spiel: Probleme in Offensive und Defensive


Durch die Suspendierungen der Spieler wird Solbakken sich etwas überlegen müssen. Die spielerische Schwäche versuchte der FC durch eine Konter-Taktik aufzufangen, von daher lässt sich der niedrige Ballbesitz erklären. Die Pass-Quote der Kölner befindet sich allerdings im niedrigen Mittelfeld, welches aufzeigt, dass das Probleme sich nicht nur unbedingt in diesem Bereich findet. Ein interessanter Vergleich kann hier zu Hannover 96 gezogen werden. Die Niedersachsen haben 4% mehr Ballbesitz als die Kölner, aber eine schwächere Pass-Quote. Es ist also mehr eine Frage, was man aus dem vorhandenen Ballbesitz macht. Hier lohnt sich wieder der Vergleich zu 96: während die Slomka-Elf pro Spiel 12 Torschüsse verzeichnet sind die Kölner abgeschlagener letzter in dieser Kategorie mit gerade einmal 8 Schüssen pro Spiel.

Ein Faktor für das schwache Offensivspiel der Kölner sind die mangelnden "Robbens" im Team. Außer Peszko und Clemens verfügt man über wenige gelernte Flügelspieler und diese werden auch nicht unter Druck gesetzt, da sie keine Konkurrenz im Kader des FC haben. Nicht überraschend finden sich die Kölner in der "Dribbling-Tabelle" auf dem letzten Platz wieder.

Wenn man wie Solbakken auf eine kompakte Defensive mit zwei Viererketten setzt sollte man erwarten und dieses Konzept seit mittlerweile 9 Monaten täglich einstudiert wird sollte man erwarten, dass die Domstädter eine der kompaktesten Defensiven der Liga haben. Doch dem ist nicht so: Mit 58 Gegentoren stellen die Kölner die schlechteste Abwehr der Liga, mit 16 Schüssen lässt man die meisten pro Spiel zu.

Ein weiteres Problem für die Kölner ist die Disziplinlosigkeit. Mit 60 gelben Karten und 6 Platzverweisen stellt man das unfairste Team der Liga. Nicht unbedingt eine Statistik, auf die man stolz sein kann. Der Gegner Bremen ist allerdings auch kein Kind von Traurigkeit und verzeichnete schon 4 Platzverweise in dieser Saison. Tipp-Freunde können also getrost auf einen Platzverweis oder mehr als 5 gelbe Karten in dieser Begegnung setzen.

Eine der Fragen für die Kölner lautet also wieso setzt Solbakken weiterhin auf dieses Konzept, wenn es offensichtlich nicht umzusetzen ist? Ich bleibe hier eine Antwort schuldig, meine Vermutung wäre jedoch, dass er der Meinung ist, dass man mit dem vorhandenen Spielermaterial nicht Offensiv und Initiativreich spielen kann.

Lösungsvorschläge gegen Bremen


Interessant wird zu sehen, ob Solbakken sich ein Beispiel an der Taktik der Mainzer am vergangenen Wochenende nimmt. Die Mainzer agierten hier mit einer tiefen Viererkette und einer Dreierreihe vor dieser (der AC Mailand agierte ähnlich gegen den FC Barcelona). Mainz nahm so die Bremer Stürmer aus dem Spiel und zwang die Bremer über die Außen zu kommen. Da die Mainzer ihr immer mit einem Stürmer absicherten kamen die Bremer Außenverteidiger zwar zu vielen Flanken, 34 Stück, jedoch nicht zum Torerfolg.

Was den Köln in dieser Saison oft fehlt praktizierten die Mainzer an diesem Tag vorzüglich, das Umstellungsspiel. Diese schnellen Vorstöße in den Rücken der Abwehr waren der Schlüssel zum Erfolg für die Mainzer. Da man den Bremern das Spiel aufzwang, 74% Ballbesitz für die Bremer, fing man die Bremer bei Ballverlusten weit vorne und konnte dies durch Pässe in die Tiefe ausnutzen. 

Auch wenn nicht alles gelang für die Mainzer, nur 63% der Pässe kamen an, war dieses Mittel äußerst probat und erfolgreich. Ein Problem entsteht hier dadrin, dass die Kölner ihr gesamtes Spiel umstellen müssen. Unter Solbakken spielt das Team kaum durch die Mitte (nur 25% aller Angriffe). Köln muss also versuchen den Spagat hinzubekommen von Mainz zu lernen und gleichzeitig nicht sein gesamtes Konzept über den Haufen zu werfen.

Wichtig für diese taktische Marschroute sind spielstarke Mittelfeldspieler. Hier schmerzt die Suspendierung von Kevin Pezzoni, da dieser passstark ist (89% seiner Pässe kommen an). Da Kevin auch zweikampfstark ist, 70% gewonnene Zweikämpfe ist dies natürlich ein Verlust, jedoch steht das Team logischerweise über allem und allen. 

Lanig sollte einer dieser Mittelfeldspieler sein, Riether könnte der andere sein. Stellt sich die Frage, wer der dritte in einer tiefen Dreierreihe sein könnte. Hier bieten sich Solbakken wenig Optionen, Peszko und Clemens scheiden durch ihre Zweikampfschwäche aus-was die Möglichkeit offen lässt, das man Geromel oder McKenna vorzieht und als eine Art Vorstopper vor der Abwehr platziert.


Werder Bremen 

Werder Bremen-Dominanz ist nicht gleich mit Sieg


Wie in dem Abschnitt über die Kölner thematisiert tat sich Bremen am Wochenende sehr schwer. Schaafs Truppe liegt es nicht, die Initiative zu ergreifen, fühlt man sich doch in der Rolle des schnellen Umschalter viel wohler. Gegen die Kölner wird man jedoch wie gegen die Mainzer nicht drum rum kommen, von daher ist es für uns interessant zu sehen, wie die Bremer Köln gefährlich werden können.

Zuerst wird es darum gehen sich Chancen zu erspielen. Gegen Mainz hatte man 19 Schüsse, 34 Flanken und 74% Ballbesitz und verlor jedoch. Viele Bremer Fans bemängeln oft dass die Raute veraltet ist, dies kann man allerdings nicht so pauschal sagen. Wenn man die Probleme der Werderaner kurz und knapp formuliert haben möchte schaue man sich dieses Zitat von Tobias von gruenweiss.org:

"1. Die Raute an sich ist keine “veraltete” Formation. Wenn man so argumentiert, müsste man das flache 4-4-2 als ebenso veraltet bezeichnen und bspw. Favre und Slomka für ihre Systeme kritisieren. Ein System besteht doch nicht nur aus der Formation. Problematisch ist eher, dass a) die ganze Liga Schaafs System inzwischen auswendig kennt, b) viele Trainer (anders als vor 5 Jahren) die geeigneten Mittel dagegen haben und c) Werder sich sehr schwer tut, das System entsprechend anzupassen.

2. Thomas Schaaf hat seit 2009 – anders als in dem knappen Jahrzehnt davor – eben NICHT stur auf der Raute beharrt, sondern mehrere Systeme durchprobiert. Nach Diegos Abgang zunächst ein flaches 4-4-2, dann ein 4-4-1-1 mit Marin als hängender Spitze und schließlich ein 4-2-3-1, das man fast bis Ende der Saison spielte. Letzte Saison wurde in der Hinrunde munter zwischen Raute und 4-2-3-1 gewechselt, ohne dass man großartig mehr Erfolg gehabt hätte. Noch mal: Das Problem ist nicht die Formation!

3. In der Hinrunde hat Werder fast immer mit zweitem Spielmacher gespielt (Hunt plus Marin/Ekici), in der Rückrunde solange es personell möglich war ebenfalls (Junuzovic plus Ekici/Marin). Trotzdem hatte man Probleme. Trybull ist ein Spieler, der sich in kurzer Zeit zu einem defensivstarken Spielmacher aus der Tiefe entwickeln kann. Seine Übersicht und seine Ruhe am Ball sind schon jetzt beeindruckend (über 90% Passgenauigkeit gegen das Dortmunder Pressing). Werder ist ungleich gefährlicher, wenn man wie in der Hinrunde personell einigermaßen aus dem Vollen schöpfen kann. Die grundsätzlichen Probleme bleiben aber trotzdem bestehen. (Und man muss anmerken, dass die Verletzungsprobleme, die seit Jahren bestehen, wohl zu einem nicht geringen Teil hausgemacht sind.)

Im Prinzip steht Schaaf vor dem Problem, dass man entweder tief steht und eher passiv bleibt, wie zu Beginn der Rückrunde. Man war zu dieser Zeit deutlich weniger konteranfällig und kassierte weniger Gegentore, blieb offensiv allerdings auch weitgehend ungefährlich. Oder man spielt so wie in der Hinrunde, rückt weit auf, nimmt das Spiel aktiv in die eigene Hand, verteidigt hoch und erlebt dann das, was man schon in der Hinrunde gegen die taktisch gut organisierten Gegner erlebt hat."


Diese 3 Punkte erklären fabelhaft das Bremer Problem. Gegen die Kölner braucht man 2 Spielmacher-Typen, momentan noch am ehesten Junuzovic und Marin, und einen Trybull der aus einer tieferen Rolle mit aufbauen kann. Sollte Köln erwartet tief stehen kommt auch auf die Außenverteidiger eine wichtige Aufgabe zu. 

Man muss eine bessere Balance als gegen Mainz finden, wo es viele Vorstöße gab die Qualität in diesen aber mangelhaft war und man hinten zu Kontern einlud. Hartherz hat sich innerhalb von kürzester Zeit im Team festgespielt und damit nicht genug in 6 seiner 8 Spiele die meisten Ballkontakte auf Bremer Seite gehabt. Nicht überraschend trägt Werder Bremen 40% seiner Angriffe über die linke Seite vor.

Hinter Hartherz ergeben sich aufgrund seiner hohen Positionierung allerdings Löcher, die Mainz hervorragend ausnutzte. Hier muss der Bremer 6er aufpassen und die Bremer Innenverteidiger müssen aufpassen nicht zu nah beieinander zu stehen um diese Löcher zu stopfen.

Offensiv liegen die Stärken der Bremer im herausspielen von Torchancen, nur zwei Teams erspielen sich mehr Chancen als die Bremer. Eine Schwäche ist jedoch diese auch aufs Tor zu bringen, hier befindet man sich nämlich nur im oberen Mittelfeld. Gegen Mainz wurden wie erwähnt ähnliche Probleme sichtbar, von 19 Schüssen gingen nur 6 aufs Tor. Die Effektivität lässt also zu wünschen übrig an der Weser. Dies wird auch dadurch bestärkt, dass nur 4 Teams weniger Torschüsse innerhalb des 16ners zu verzeichnen haben als die Bremer.

Durch die Halbpositionen in der Raute und die offensiven Außenverteidiger fordert Bremen seine Gegner wesentlich öfter im Dribbling heraus als die Kölner es tun. Schaaf sollte also auf Spieler wie Marin, Trybull und Junuzovic, abgesichert von Bargfrede, im Mittelfeld setzen. Fritz könnte dadurch auf die Position des Rechtsverteidigers rutschen. Da Köln oft über die linke Seite angreift (40% aller Angriffe) würde dies auch aus einem defensiven Aspekt sinn machen.

Ein weiteres probates Mittel sind Standardsituationen. Die Bremer erzielten bereits 12 Tore nach einem ruhenden Ball, während die Kölner zu den schwächsten Teams in der Luft gehören. Mit Pizarro, Sokratis und Naldo haben die Bremer auf jeden Fall drei sehr kopfballstarke Spieler in ihren Reihen. Diese gilt es einzusetzen.


Fazit


Wenn man es kurz fassen will kann man sagen, dass Köln am Samstag versuchen muss einen "Mainz zu machen" und Bremen verhindern muss sich wieder so abkochen zu lassen wie eben gegen jene Mainzer.

Aufgrund der Suspendierungen bei den Kölner ist es schwierig eine Prognose zu der Startelf der Domstädter zu tätigen. Jedoch wird es für Köln darum gehen schnell nach vorne zu spielen um die Löcher auf den Bremer Außen und zwischen Angriff und Abwehr auszunutzen.

Interessant wird zu sehen, wie sich beide Teams in der Luft schlagen, da hier die beiden Mannschaften mit den am wenigsten gewonnenen Kopfballduellen aufeinander treffen. Der taktische Aspekt wird sein, ob Solbakken und Schaaf ihre Systeme modifizieren. Hier hat sich Thomas in dieser Saison als wandelbarer gezeigt als der Norweger. Generell kann man ein schnelles Spiel erwarten, beide Teams suchen nur selten den hohen Ball als Lösung. Freunde von Kurzpass-Fußball werden also auf ihre Kosten kommen. Da die Bremer wesentlich passsicherer sind als die Kölner kann man hier klare Vorteile für die Bremer erwarten.

Beide müssen gewinnen um die Klasse zu halten, beziehungsweise die Europa League zu erreichen. Es ist ein spannendes Spiel zu erwarten, wo die Bremer die Initiative ergreifen werden (müssen) und es würde nicht verwundern, wenn man wieder ähnliche Zahlen wie nach dem Mainz-Spiel sehen würde. Da die Kölner taktisch eine Stufe unter dem Tuchel-Team rangieren ist ein ähnliches Ergebnis allerdings zweifelhaft.






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