Dienstag, 10. April 2012

Die Rudelbildung Vorschau zum 30. Spieltag-der Gipfel zwischen Dortmund und Bayern

Die Zeitungen überschlagen sich mit Superlativen für das Duell zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München. Es ist das Duell des amtierenden Meisters gegen den deutschen Rekordmeister, der Tabellenführer gegen den engsten Verfolger, die vielleicht kommende Macht im deutschen Fußball gegen die deutsche Nummer 1-oder wie der Kicker schön populistisch titelte "Wir sind Fußball" gegen "Mia San mia." Diese Liste könnte fortgeführt werden mit den Begriffen Giganten-Treffen oder "Leckerbissen" und wahrscheinlich beliebig erweitert werden. Von daher war es auch nicht überraschend, dass die Begegnung auf unserer Facebook-Seite eindeutig zum Spiel der Woche auserkoren wurde. Nachdem wir uns mit dem Hinspiel beschäftigt haben und dort 2-3 wichtige Faktoren ausgearbeitet haben werden wir uns nun mit dem "richtigen" Duell beschäftigen. Hierfür werden wir die wichtigsten Fragen zum Spiel auswählen und erörtern.


Borussia Dortmund-FC Bayern München

Die taktische Grundordnung

Beide Teams bevorzugen ein 4-2-3-1 System, welches beim pressen wahlweise auch zu einem 4-4-2 werden kann. Im Hinspiel pressten sowohl Müller als auch Kagawa sehr hoch, sodass sich das 4-2-3-1 zu einem 4-4-2 wandelte. Das interessante ist allerdings, dass sich eine auf dem Papier identische Formation durch eine unterschiedliche Spielphilosophie komplett unterscheiden kann. Diesem sollte man sich bewusst sein, wenn man vom jeweiligen System der beiden Teams spricht.

Bei den Bayern legt man viel Wert auf Ballbesitz mit langen Ballstafetten. Nicht umsonst haben die Bayern mit Abstand den meisten Ballbesitz der Liga und sind das einzige Team mit durchschnittlich mehr als 60% Ballbesitz pro Partie. Gegen gut formierte Teams haben die Bayern allerdings oft ihr Probleme und Dortmund ist so eins. Hier kritisierten unsere Freunde von Ballverliebt im Hinspiel, dass Bayern einen Fehler aus dem 1:3 der vorigen Saison wiederholte, nämlich das Müller zu hoch positioniert stand. Dadurch waren Luiz Gustavo und Kroos auf der Doppel-6 nicht in der Lage spielerische Akzente zu setzen, da Müller als Anspielstation fehlte und der Abstand zwischen Defensivem Mittelfeld und Angriff zu groß wurde. Ein ähnliches Problem sah man in der Vorsaison auch bei der 1:3 Niederlage, wo Pranjic und Schweinsteiger ähnliche Probleme erlebten. Hier war einer der Hauptgründe allerdings auch, dass Schweini zu tief stand um die wichtigen Impulse nach vorne zu setzen. Auf den Außen ergab sich in den letzten Begegnungen immer ein Problem für Robben und Ribery, da die Dortmunder dort konsequent doppelten oder trippelten. Darauf gehen wir später mehr ein.

Die Dortmunder bevorzugen eine andere Art des Fußball spielen, sie haben auch durchschnittlich mehr Ballbesitz als ihr Gegner, 54% (ligaweit Rang 3.), doch fundieren ihr Spiel mehr auf einem Mix aus Pressing-Intervallen und Dynamik. 

Hummels ist ihr der klare Abwehrchef, der auch als Spielmacher im Aufbau fungiert. Auf den Außenbahnen agieren Piszczek (immer wieder eine Qual seinen Namen zu schreiben) und Schmelzer, die normalerweise sehr weit vorne positioniert sind um die Mittelfeldaußen zu unterstützen und zu hinterlaufen. Dies gibt diesen auch die Möglichkeit  nach Innen zu ziehen und zum Abschluss zu kommen oder das Zentrum zu überladen. Gegen die Bayern verhielten sich die beiden im Hinspiel allerdings eher defensiv und standen sehr tief, was ein guter Schachzug war.

Das defensive Herzstück der Borussen ist die Doppel-6, auf diese werden wir im Artikel noch genauer eingehen.

Auf den Außenbahnen beackert Kevin Großkreutz die linke Seite, während Flügelflitzer Kuba wohl auf der rechten zu finden sein wird. Im Hinspiel agierte Mario Götze noch auf dieser Seite, welcher oft ins Zentrum zog und damit die Passwege für Kroos zustellte. Es wird interessant zu sehen, wie Kuba sich verhalten wird.

Im Sturm hat Robert Lewandowski den Südamerika-Knipser aus der Vorsaison verdrängt. Dies hat den Vorteil, dass man sein Pressing noch effektiver aufstellen kann, da der Pole wesentlich fleißiger ist als Lucas. Ebenso wie Kagawa besticht Robert durch seine Flexibilität, so sind die beiden das erste, erfolgreiche Glied einer langen Pressing-Kette bei den Borussen. 

Welche Möglichkeiten haben die beiden Trainer?

Da sich hier viele Möglichkeiten bieten werden wir nur vereinzelte, weil sinnvolle, hervorheben. 

Auf Dortmunder Seite könnte man folgende Wechsel vollziehen.

1. Götze für Kuba. Beide Spieler haben ihre Stärken, doch Götze, später mehr zu ihm, spielt wenn er fit ist in einer anderen Liga als der schnelle, jedoch wenig kreative Kuba. Hier würde es darauf ankommen, welche Marschroute Klopp wählt. Jedoch sprechen die überragenden Leistungen der letzten Wochen und seine Schnelligkeit und damit verbundene Stärke bei Kontern für den Polen.

2. Perisic für Großkreutz. Ivan fand sich zuletzt gegen Wolfsburg in der Startelf wieder und legte den Führungstreffer durch Lewandowski auf. 5 Treffer in 23 Spielen zeigen ebenfalls, dass Perisic weiß, wo das Tor steht. Seine Nominierung wäre die offensivere Variante, wo Großkreutz nicht nur durch seine überragende Defensivarbeit aus dem Hinspiel die sichere Variante ist. Auch hier ist davon auszugehen, dass Klopp dem bewährten vertraut.

3. Santana für Subotic. Der Brasilianer überzeugte im Hinspiel und fiel besonders durch seine gute Spieleröffnung auf. Da Subotic in den vergangenen Wochen durch kleinere Aussetzer im Stellungsspiel auffiel wäre Santana eine Option. Dagegen spricht, dass Felipe, wie Götze, gerade erst von seiner Verletzung zurück gekehrt ist.

4. Bender für Kehl/Gündogan. Hier hängt viel davon ab, wie Klopp agieren will. Gündogan brillierte in den letzten Wochen sowohl vorne als auch hinten und ist der spielstärkste dieser drei 6er. Für Kehl spricht die Erfahrung und das Stellungsspiel, während für Bender die laufstärke und Zweikampfstärke spricht. Hierzu später mehr.

Auf Seite der Bayern wären folgende Wechsel überlegenswert.

1. Luiz Gustavo für Alaba. Der junge Österreicher spielt seit Wochen suverän auf der Position des linken Verteidigers, doch Gustavo ist der bessere Verteidiger der beiden und körperlich robuster.

2. Olic für Müller. Beide Spieler sind sehr variabel und beweglich in ihrem Spiel, der Kroate ist jedoch mehr ein klassischer Stürmertyp. Olic könnte Gomez entlasten und wie gegen Marseille auf die Flügel ausweichen um Platz für Ribery zu schaffen.

3. Kroos für Tymoshchuk. Dies ist der wahrscheinlichste Wechsel. Sollte Bayern ähnlich wie im Hinspiel wieder die Initiative ergreifen (müssen) wäre man gut beraten einen spielstarken zweiten 6er aufzustellen. Auch Gustavo als Absicherung ist hier eine Option, doch später mehr dazu.

4. Rafinha für Alaba. Eine Option, wenn auch eine unwahrscheinliche. Lahm würde dann auf links rücken und sich Kuba/Götze widmen, während Rafinha sich wohl Großkreutz annehmen würde. Somit hätte man die Achse aus dem Hinspiel, da dieses Duell klar an die Dortmunder ging ist es unwahrscheinlich, dass man dieses Experiment wiederholt.

Der Götze-Effekt

Das Ausnahmetalent der Dortmunder ist wieder da. Egal ob er von Beginn an spielen wird oder nicht, alleine das die Bayern sich auf einen eventuellen Einsatz einstellen müssen bedeutet viel. Vor seiner Verletzung war Mario überragend, so war er in seinen 14 Einsätzen an 70 Torschüssen beteiligt und legte für 5 Treffer auf. Dazu verzeichnete er 25 Torschüsse, wovon jeder 5. saß. 14 Spiele, 10 Scorerpunkte sprechen Bände. Bayern hätte sicherlich nichts dagegen gehabt, wenn sich sein Comeback noch 5-6 Wochen verzögert hätte.

Der Schweinsteiger-Effekt

Auch auf Seiten der Bayern gibt es einen Rückkehrer, der für den Unterschied sorgen kann. Anders als im Hinspiel können die Münchener diesmal auf Schweini zurück greifen, der am vergangenen Wochenende gegen Augsburg auch erstmals wieder in der Startelf und gewann sofort 79% seiner Zweikämpfe. Noch viel wichtiger ist Schweinsteiger als Taktgeber im Münchener Mittelfeld. So verzeichnete der Publikumsliebling der Bayern im Durchschnitt 90 Ballkontakte pro Spiel und spielt knappe 70 Pässe pro Spiel, unglaubliche Werte. Das von diesen knapp 1200 Pässen mehr als 86% zum Mann kamen unterstreicht den enormen Wert von Bayerns Nummer 31 nur  noch mehr.

Robben und Ribery

Wenn man sich mit Fans auf beiden Seiten vor dieser Begegnung unterhält fällt einem oft auf, dass oft der Name Robben oder Ribery fällt. "Wenn wir Robbery ausschalten gewinnen wir das Ding" oder "wenn Robben oder Ribery nicht zum Zug kommen wird es schwer" sind so typische Aussagen. Diese treffen soweit auch zu, wenn man sich die Statistiken anguckt. 

Ribery verzeichnet pro Spiel 70 Ballkontakte, und auch wenn dies nicht auf Schweinsteiger-Niveau ist, muss man hier bedenken, dass der Franzose danach zumeist mit Druck Richtung Tor geht. Nicht überraschend spielt Ribery also auch gute 25 Pässe weniger pro Begegnung als der Bayern General und wird pro Spiel durchschnittlich 3-4 Mal gefoult. Dies hindert ihn allerdings nicht daran eine super Saison zu spielen. 11 Tore und 11 Vorlagen stehen bislang auf seinen Konto und Franck wird versuchen nachzulegen. Das er pro Spiel mindestens 2 Torschüsse verzeichnet und an 5 weiteren beteiligt ist wird auch bis Dortmund vorgedrungen sein.

Robbens Schicksal ist in dieser Saison bis jetzt ein anderes. Durch seine lange Verletzung nach der WM 2010 feierte er gegen eben jene Dortmunder am 13. Spieltag sein Comeback-und floppte. Gerade zu Beginn der Rückrunde zeigte sich, dass Robben oft alleine auf weiter Flur agierte und die Bälle zu weit weg vom Tor bekam um seine Stärken, Antritt und Torgefährlichkeit, auszuspielen. In den letzten Spielen hat der Holländer sich allerdings gefangen und erzielte 6 Tore in den letzten 5 Spielen. Insgesamt stehen nun genau wie bei Ribery 11 Treffer auf dem Konto von Robben, davon allerdings fast die Hälfte, 5 an der Zahl, per Elfmeter. Interessant ist auch zu beobachten, dass die Robben seinen Status als "Superstar" an den Franzosen abgeben musste in dieser Saison. Auch bedingt durch seine lange Verletzung spielen die Bayern wesentlich mehr über die linke Seite (45%) als über die rechte Seite (34%). Nur zwei Teams in der gesamten Liga greifen weniger über ihre rechte Seite an als die Münchener, eine bemerkenswerte Statistik.

Wie nimmt man also Robben und Ribery aus dem Spiel? Die Dortmunder haben  es in den letzten Duellen vorgemacht, nämlich in dem man sie doppelt und trippelt. Dies alleine ist jedoch nicht genug, ohne eigene Entlastung, die Bayerns Protagonisten in die Defensive zwingt kommt man nicht weit. Der Weg zum Erfolg liegt also in einer Mischung aus kontrollierter Offensive, wie im Beispiel Großkreutz im Hinspiel wo dieser sehr tief agierte, und der Offensive, das Beispiel Götze, der sich zentral positionierte und so mit half, gleichzeitig aber nicht so tief stand wie Großkreutz. Auch müssen die beiden Dortmunder 6er mit auf die Außen verschieben um die Räume zu verengen. Ein hochkomplexes Puzzle-Spiel muss also aufgehen will man diese Duelle für sich entschieden.

Das Duell der heimlichen Spielmacher in der Innenverteidigung

Wie schon in der Analyse des Hinspiels aufgezeigt war das Duell der spielenden Innenverteidiger eines der entscheidenden, auch wenn diese gut 70-80 voneinander getrennt standen. Bei zwei Teams, die hoch pressen ist es von äußerster Wichtigkeit, dass man über Verteidiger verfügt, die mit dem Ball umgehen können. Mit Badstuber und Hummels stehen sich die vielleicht besten ihres Fachs hier erneut gegenüber.

Holger Badstuber ist in vielerlei Verstand der erste Spielmacher bei den Münchenern. Durchschnittlich 63 Pässe spielt der Nationalspieler pro Begegnung, dies sind nur 7 weniger als Mittelfeldmotor Schweinsteiger. Auch in Punkto Ballkontakten liegt Badstuber nur knapp hinter Schweini, mit durchschnittlich 80 Ballkontakten pro Spiel ist Holger der Initiator von hinten. Im Hinspiel gegen die Dortmunder fiel dies erneut ins Gewicht, hier verzeichnete Badstuber 92 Ballkontakte und 81 Pässe, also wesentlich mehr als gewöhnlich. 

Das Badstuber auch sonst ein Innenverteidiger internationaler Klasse ist wird aufgrund seines schlacksigen Körperbaus oft vergessen. So ist es wert zu bemerken, dass er ganze 189 Zentimeter misst und mehr als 66% seiner Zweikämpfe gewinnt, in der Luft leicht mehr als am Boden. Auch löst er seine Verteidigungs-Aufgaben oft clever, so foulte er nur 33 Mal in 29 Spielen, dies ergibt einen Schnitt von etwas mehr als einem Foul pro Begegnung.

Sollte man auf eine Doppel-6 mit Kroos und Schweinsteiger setzen könnte man dieses Problem etwas eindämmen, hierzu später mehr. Das Dortmunder Pressing von Kagawa und Lewandowski wird hier wieder entscheidend sein um sein Aufbauspiel zu verhindern. 

Auf Dortmunder Seite ist Mats Hummels schon seit geraumer Zeit der primäre Spielmacher. So hat er pro Spiel durchschnittlich 72 Ballkontakte, welches eine stolze Zahl ist, wenn man bedenkt, dass die Dortmunder wesentlich weniger Ballbesitz verzeichnen als die Münchener. Dies liegt zum einen dadran, dass die Dortmunder Doppel-6   spätestens seit dem Abgang von Nuri Sahin über keinen richtigen Spielmacher-Typen mehr verfügte. Dies mag sich jetzt mit Ilkay Gündogan langsam wieder verschieben, aber dazu später mehr. Hummels spielt ebenso wie sein Gegenüber Badstube viele Pässe, 51 pro Spiel ca., und die geringere Anzahl muss hier im Verhältnis dazu gesehen werden, dass die Bayern pro Spiel 10% mehr Ballbesitz haben und längere Ballstafetten in ihrem Spiel haben als die Dortmunder. Von daher überrascht es auch nicht, dass Hummels Passquote 12% schlechter ist als die von Badstuber. Zum einen probiert  Mats es öfter mit einem hohen Ball und zum anderen spielt er oftmals simpel formuliert die schwierigen Pässe.

Bayern-Trainer Heynckes hatte dies im Hinspiel natürlich kommen sehen und versuchte Mats zu zustellen, indem Müller und Gomez teils früh drauf gingen. So verzeichnete Hummels nur 49 Ballkontakte und 31 Pässe im Hinspiel. Auch seine Passquote in diesem Spiel lag unter seiner Norm. Dies muss allerdings auch damit erklärt werden, dass die Dortmunder im Hinspiel fast 20% weniger Ballbesitz als regulär hatten. Ein anderer Grund, der auch in der Analyse zum Hinspiel schon angeschnitten wurde, war dass Felipe Santana einen überragenden Tag erwischt und sich ebenfalls spielerisch befreien konnte. So verzeichnete der Brasilianer wesentlich mehr Ballkontakte (es waren die meisten auf Dortmunder Seite), 66, und Pässe, 38, als Hummels im Hinspiel. Da Santana auch die meisten Zweikämpfe auf dem Platz gewann war dieser verletzungsbedingte Wechsel im Hinspiel einer der entscheidenden.

Wie besetzen beide Mannschaften die Doppel-6?

Die verschiedenen Möglichkeiten hatten wir oben schon angerissen, daher werden wir kurz aufzeigen, welches unserer Meinung nach die beste Wahl ist. 

Auf Dortmunder Seite sollte Kapitän Sebastian Kehl auf jeden Fall gesetzt sein. Dafür spricht seine Erfahrung und dass er die konstante auf der Doppel-6 ist. Kehl überzeugte außerdem im Hinspiel durch kluge Pässe (er spielte die meisten auf Dortmunder Seite). Sein Pendant wird also zwischen Sven Bender und Ilkay Gündogan entschieden und hier kommt es auf die taktische Marschroute an. 

Für Bender spricht, dass er der "normale" Partner von Kehl ist und stärker Defensiv ist. Im Hinspiel lief Bender sich den Allerwertesten auf und war mit 13 Kilometern Laufleistung der fleißigste auf dem Platz. Für Sven spricht ebenso die Lufthoheit, so gewinnt er 28% mehr Duelle in der Luft als Ilkay. Diese Lufthoheit war schon im Hinspiel sehr entscheidend für die Dortmunder, hier gewann man 59% aller Kopfball-Duelle. Bender ist auch am Boden der bessere Zweikämpfer und somit die beste Lösung, wenn man kompakt im Zentrum stehen will.

Gündogan hingegen ist die offensivere Wahl. Er verzeichnete in nahezu identischer Einsatzzeit wie Bender deutlich mehr Torschüsse und war auch an doppelt so vielen Torschüssen beteiligt wie Sven. So überrascht es auch nicht, dass Ilkay wesentlich öfter per Fouls gebremst wird. Will man sich also mehr auf das Spiel setzen und auf Passsicherheit und Offensivimpulse setzen ist Ilkay die richtige Wahl, will Klopp defensive Stabilität und eine Pferdelunge setzt er auf Bender.

Auf Seiten der Bayern sollte Schweinsteiger aufgrund seiner individuellen Klasse gesetzt sein, Tymo ist für so ein Spiel zu behäbig, auch Pranjic kann man schwer in so einer Begegnung sehen. So wird sich die zweite 6er-Position wohl zwischen Luiz Gustavo und Toni Kroos entscheiden (wenn man davon ausgeht, dass Heynckes nicht die "defensive Variante" mit Kroos auf der 10 wählt.

Ähnlich wie bei den Dortmundern ist dies eine Frage zwischen offensiven Impulsen und und defensiver Absicherung. Für Kroos spricht, dass er die offensivere Lösung ist. 7 Assists verzeichnete Bayerns 39 bis jetzt, dazu war er an 113 Torschüssen der Bayern beteiligt.  Auch seine Stärke bei Weitschüssen ist ein Vorteil, so stehen auch 45 Torschüsse auf seinem Konto, die meisten von außerhalb des Strafraums.

Für Gustavo spricht seine Bissigkeit und seine Zwekämpfstärke, so würde man auf jeden Fall im ersten Moment denken. Interessant ist hier jedoch, dass Kroos und Gustavo beide 53% ihrer Zweikämpfe gewinnen. Auffällig ist allerdings welche Art von Zweikämpfen dies sind. Kroos gewinnt die meisten seiner Zweikämpfe am Boden, während Gustavo der deutlich stärkere in der Luft ist. Gustavo besticht ebenfalls durch seine Passsicherheit, so bringt er 93% seiner Pässe an den Mann. Das viele davon Rückpässe zu den Innenverteidigern und Außenverteidigern sind ist unbestritten, tritt dem Vorurteil allerdings entgegen, dass Kroos automatisch die bessere Variante für das Passspiel der Bayern ist. Auch hier kann man konkludieren, dass Kroos die offensivere Variante ist, während Gustavo die Absicherung ist. Und ganz ausschließen ist es nicht, dass wir sowohl Schweinsteiger, Kroos und Gustavo am Mittwoch Abend zusammen auflaufen sehen.

Welche Strategie werden beide verfolgen?

Dies ist der wahrscheinlich schwierigste Part. Für beide Mannschaften steht unglaublich viel auf dem Spiel und auch wenn die Meisterschaft Mittwoch Abend nicht entschieden wird so wird sie doch vor entschieden

Dortmunder Fans mögen behaupten, dass man nicht gezwungen ist zu gewinnen und mit einem Punkt gut leben kann, ich bin jedoch skeptisch. Am Samstag fährt man zum FC Schalke, der dem Rivalen zu gerne die Meisterschaft versauen möchte, danach empfängt man die taktisch starken Gladbacher. Sich darauf zu verlassen, dass man diese Spiele gewinnt ist eine sehr riskante Taktik. Mit einem Sieg hingegen kann man sich auf 6 Punkte absetzen und dann wäre der Titel wohl so gut wie verteidigt. Es ist ein Spiel was viele Chancen und Risiken bringt für die Borussen.

Der Matchplan der Dortmunder wird wohl von den gewählten Personalien abhängen, jedoch ist davon auszugehen, dass man versuchen wird mit frühem Pressing gleich eine Duftmarke zu setzen. Nach 10-15 Minuten wird dann zu sehen sein, ob die Dortmunder sich wie gewohnt etwas zurück ziehen, da sie ihr aggressives Pressing natürlich nicht 90 Minuten lang praktizieren können. Großkreutz  wird sich wohl mit Schmelzer um Robben und Lahm kümmern, während der rechte Polenflügel der offensivere sein wird. Hier kommt viel auf Vorlagenkönig Kuba an, der dem jungen Alaba Probleme bereiten dürfte, besonders wenn Bayerns Vorlagenkönig Ribery seine Defensivarbeit vernachlässigt. Lewandowski und Kagawa werden wieder oft nebeneinander zu finden sein, um aus einem engen 4-4-2 das Aufbauspiel der Bayern, besonders über Badstuber, zu unterbinden.

Die Personalien der Bayern sind aus der Sicht des neutralen Beobachters die richtig interessanten. Die Münchener stehen unter Druck und müssen Minimum einen Punkt holen um die Chance auf die Meisterschaft zu wahren/einen großen Schritt zu gehen. Hierfür gibt es verschiedene Ideen, die man kurz formuliert in die Offensive und die Defensive sowie die pragmatische herunterbrechen kann.

Die offensive Variante wäre es mit Müller oder sogar Olic hinter/neben Gomez zu agieren und die Doppel-6 mit Schweinsteiger und Kroos zu besetzen. Hier würde man davon ausgehen, dass Bayern sich in der gegnerischen Hälfte festsetzen möchte und daher auf kreative Spieler in der Zentrale setzt. Die Ultra-Offensive Variante wäre es Boateng in der Abwehr auch durch Gustavo zu ersetzen.

Die defensive Variante wäre es Gustavo auf die 6 zu stellen und dann Kroos auf der 10 zu positionieren. Müller würde so auf die Bank rotieren. Die Ultra-Variante dieser Aufstellung wäre es statt Müller Robben raus zu nehmen und dann mit Müller rechts zu spielen, Kroos auf der 10 und Gustavo und Schweinsteiger auf der Doppel-6.

Die pragmatische Variante wäre es Kroos raus zu nehmen und dafür Schweinsteiger und Gustavo im zentralen Mittelfeld spielen zu lassen. Müller, Robben und Ribery würden die offensive Dreierreihe formen und alles wäre bis auf einen Wechsel beim alten und man hätte die "Ausgeglichenheit" auf der 6.

Was bedeuten die jeweiligen Resultate für die beiden Mannschaften?

Dies ist natürlich mehr subjektive Spekulation als alles andere. Meiner Meinung nach müssen die Dortmunder dieses Spiel gewinnen um den Titel zu verteidigen. Es ist unwahrscheinlich, dass keines der Spiele gegen Gladbach und Schalke verloren geht und da Bayern ein Restprogramm hat, was die Möglichkeit liefert die verbleibenden 4 Spiele allesamt zu gewinnen (auch wenn es nicht leicht wird in Bremen und gegen Stuttgart) wäre ein Sieg der Dortmunder der entscheidende, vorletzte Schritt zum Titel. Schlägt man die Bayern bin ich mir ziemlich sicher, dass man auch gegen die Schalker nicht verliert und damit wäre man quasi Meister.

Ein Unentschieden zu interpretieren ist äußerst schwierig. Mit einem Unentschieden wären die Dortmunder weiterhin 3 Punkte vor den Münchenern und müssten zwei Punkte lassen/einmal verlieren. Schalke ist schon am Samstag ein Spiel, wo dies eintreffen könnte, von daher bin ich der Meinung, dass ein Unentschieden eine Vorteil für die Bayern wäre. Bayern hätte so den Abstand gewahrt, die Siegesserie der Dortmunder durchbrochen und Dortmund würde mit dem Gefühl einer "verpassten Chance" in die letzten 4 Spiele gehen. Auf der anderen Seite hätten die Dortmunder mit einem Unentschieden die Möglichkeit auch auf Schalke die Punkte zu teilen und mit drei Siegen in den letzten drei Spielen, was durchaus realistisch erscheint, den Titel zu verteidigen.

Ein Sieg für die Bayern hingegen wäre auch eine Vorentscheidung im Titelrennen, auch wenn beide Teams dann punktgleich wären. Die Bayern hätten dann endgültig Momentum übernommen und Dortmund würde angezählt in die schweren Spiele mit Schalke und Gladbach gehen. Obendrein käme der Druck die restlichen Spiele gewinnen zu müssen, was gerade in diesen 50:50 Spielen gegen die Königsblauen und die Fohlen undankbar ist. Gewinnt Bayern ist die Meisterschaft so gut wie entschieden, zu Gunsten des Rekordmeisters.

Fazit

Es ist ein Spiel, was man sich besser nicht wünschen könnte. Für beide Teams steht unglaublich viel auf dem Spiel und aufgrund der unsicheren Ausgangslage und den schwierigen Restpartien kann eigentlich auch keiner richtig mit einem Unentschieden leben. Beide Mannschaften haben vor der Partie auch nicht den Eindruck erweckt, dass sie auf Unentschieden spielen, gerade die Dortmunder werden vor heimischen Publikum auch kaum den Bus vor dem Tor parken. 

Auf Dortmunder Seite gilt es darum die Bayern brutal zu pressen, wie Klopp es ausdrücken würde und die Außen der Bayern durch Doppeln und Trippeln zu zustellen. Im Aufbauspiel wird viel über Hummels gehen, Angriffe werden wohl bevorzugt durch die Mitte über Kagawa oder rechts über Kuba gefahren, da man dort wohl auf Alaba treffen wird. Die Abschlüsse kommen hierbei wohl aus der Mitte, kein Team verzeichnet mehr Torschüsse von hier als Borussia Dortmund. Außerdem haben die Dortmunder die Lufthoheit, welche man sicherlich versuchen wird per Standardsituation auszunutzen.

Auf Seiten der Bayern wird es entscheiden sein Robben und Ribery besser in Szene zu setzen als in den letzten Aufeinandertreffen. Gomez wird flexibler agieren müssen und es wäre ratsam ihm einen zweiten beweglichen Stürmer ala Müller oder Olic zur Seite zu stellen. Ein Kroos auf der 10 wäre der verkehrte Ansatz. Geht man davon aus, dass Bayern wieder 60-65% Ballbesitz haben wird macht es Sinn mit Kroos und Schweinsteiger die offensive Variante auf der Doppel-6 zu nominieren. Setzt man auf eine Elf, die sich durch Passspiel auszeichnet sollte Gustavo desweiteren den Innenverteidiger-Posten neben Badstuber einnehmen.

Zwei der sehr interessanten Duelle werden sein, ob beide Mannschaften aus einem 4-4-2 pressen und wie diese heimlichen Spielmacher Badstuber und Hummels dies lösen werden. Dazu kommt der Überraschungsmoment, welcher der beiden Trainer hat einen Joker in der Hand- ist es Götze, ist es Olic?

Um abzurunden, für Taktiker und Fußballfans ein Duell was Herzen höher schlagen wird und unmöglich vorherzusehen ist. Man wird sich auf einen chancenarmes Duell einstellen müssen da beide Teams unglaublich stark organisiert sind, doch Fußballfans, nicht nur Taktiker- und Statistiker, werden auf ihre Kosten kommen.

Daten von whoscored.com und bundesliga.de

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