Freitag, 6. Juli 2012

Der Fall Breno

Viel Spott gab es in den letzten Wochen und Monaten für den Brasilianer Breno. So konnte ich vor nicht alt zu langer Zeit auf meinem Facebook Profil lesen, wie jemand für sein Spiel in der örtlichen Kreisliga folgenden Status postete:

"Total heiß auf das Derby! Bin am glühen wie Brenos Haus!"

Dies ist wahrlich kein Einzelfall. Deutschlandweit wird der Brasilianer sicherlich als einer der größten Flops in der Geschichte des FC Bayern erinnert werden. Dies ist aus einem sportlichen Aspekt auch vollkommen legitim, da Breno die 12 Millionen Euro Ablöse niemals rechtfertigen konnte. Jedoch gibt es auch einen anderen Aspekt in diesem tragischen Fall, Breno war oft verletzt, kam als Jugendlicher in ein fremdes Land mit einer anderen Kultur,   wurde jetzt wegen Brandstiftung zu 3 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Wir sprechen hier also von einer menschlichen Tragödie, und ich glaube ehrlich gesagt, dass dies den wenigsten bewusst ist.

11 FREUNDE Kolumnist Uli Borowka, mehr als 200 Bundesligaspiele für Werder Bremen, hebt dies sehr gut hervor:

"Der Fußballspieler Breno muss ins Gefängnis, weil er seine eigene Villa angezündet hat. Offenbar im Suff und unter dem Einfluss von Tabletten. Der Mann ist 22, hat außer Fußball nichts gelernt und steht jetzt vor den Trümmern seiner kurzen Karriere. Vielleicht wird er nie wieder Profifußball spielen können. Was für eine Tragödie."

Borowka fordert mehr Sensibilität im Fußball und ich muss ihm recht geben (auch wenn ich es leicht ironisch finde, dass dies von einem Mann wie dem Uli kommt, der seine Gegenspieler früher auch gerne mal mit ",Ich brech' dir gleich beide Beine" begrüßte. Nicht umsonst hatte er die Spitznamen "die Axt" und "Eisenfuß." Jedoch weiß Uli wovon er spricht, dazu später mehr.). Man mag meinen, dass wir aus dem tragischen Tod von Robert Enke gelernt hätten, doch dies bezweifle ich leider. Eine Tragödie wird schnell vergessen und dann geht es weiter wie gehabt.

Zu der eigentlichen Strafe will ich mich gar nicht viel äußern, da ich kein Richter bin. Jedoch muss ich hervorheben, dass ich sie unmittelbar als zu hart empfinde. Soweit mir bekannt ist hat Breno niemanden verletzt und sich nur selbst geschadet. Für mich klingt die Brandstiftung wie der Hilfeschrei eines jungen Menschen, der komplett vom Weg abgekommen ist. Dieser landet nun hinter Gittern. Ob Breno das hilft? Ich wage es zu bezweifeln.

Der ehemalige Bayern Stürmer Giovane Elber schlägt in die selbe Kerbe und hebt hervor:

"Das ist eine Katastrophe. Ich hatte gehofft, dass Breno eine Bewährungsstrafe bekommt und seine Schulden zurückzahlen kann. Für mich ist damit klar: Seine Karriere ist vorbei. Breno ist kein schlechter Junge. Das Gefängnis wird ihm nicht helfen. Der Junge ist krank, er hat Probleme. Er braucht Hilfe."


Ob Brenos Karriere vorbei ist oder nicht finde ich erst einmal unwichtig. Das wichtigste ist, dass dem Menschen geholfen wird. Jedoch zeigt uns diese tragische Geschichte auch etwas anderes, nämlich das es im harten Fußballgeschäft immer noch ein Tabu ist offen mit seinen Problem umzugehen. Breno hatte offensichtlich ein Alkoholproblem und dieses wurde niemals thematisiert. Nicht von ihm, nicht von den Verantwortlichen beim FC Bayern, genauso wenig wie von seinen Mitspielern. Dies ist nicht als Vorwurf zu verstehen, ich möchte es nur hervorheben, damit sich jeder mal seine eigenen Gedanken darüber macht.

Ich überlasse Uli Borowka das Schlusswort:

"Ich hoffe nur, dass sich der Fußball nach dieser neuerlichen individuellen Tragödie noch weiter hinterfragt, noch sensibler wird, wenn Leistungssportler Schwächen zeigen und Hilfe brauchen. Das sollten und müssten Vereine und der DFB leisten, um in Zukunft solche Abstürze vielleicht zu verhindern. Denn, eines ist sicher: Brenos Schicksal ist zwar ein Einzelfall, aber wie auch in den anderen Bereichen der Gesellschaft gibt es auch im Fußball eine Menge Problemfälle. Menschen, die Hilfe brauchen, die aber vielleicht Angst haben, laut nach Hilfe zu schreien. Oder die dazu einfach nicht in der Lage sind."


Dies kann ich genauso unterschreiben. Und wer sollte es besser wissen als Uli, der selber auf die schiefe Bahn geriet und Alkoholiker wurde? Seine Biographie "Volle Pulle: Mein Doppelleben als Fußballprofi und Alkoholiker" erscheint am 8. Oktober und kann nur wärmstens empfohlen werden. 

Vielleicht werden wir dann etwas sensibler und stehen nicht zwei Wochen  nach so einer Tragödie wieder und schreien, wie es ein Fan neben mir einmal tat:

"Kagawa, du scheiß Reisfresser! Geh dein Sushi im Pott verkaufen!" 

Wahrscheinlich ist es dies aber nur eine Wunschvorstellung.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Guter Kommentar.
Ich finds auch unter aller Kanone wie manche noch über Breno Witze reißen und ihn lächerlich machen.
Egal ob in Internetforen oder im richtigen Leben (z.B. einer meiner Arbeitskollegen).

Der Junge hat Mist gebaut und muß jetzt dafür gerade stehen. Vielleicht bekommt er dannach noch mal eine Chance. Vielleicht nicht als Fußballer, aber als Mensch.

Kopf hoch Breno! nach der Strafe ist er mitte zwanzig und das Leben geht weiter. Gibt auch noch andere schöne Dinge als Fußball.