Samstag, 14. Juli 2012

Der HSV Anno 2012: Alles Kühne, oder was?

Während die meisten Medien sich mit einer Trainingskeilerei beschäftigten fiel mein Augenmerk beim Hamburger SV auf eine Pressemitteilung. Nicht vom HSV, sondern von HSV-Fan/Investor/Mäzen/you name it Klaus Michael Kühne. Was dieser sich heute erlaubte ist milde gesagt kritisch zu bewerten. Aber lest selbst.

Kühne äußerte sich via Pressemitteilung und forderte den HSV-Vorstand auf, alle notwendigen Schritte einzuleiten, um Rafael van der Vaart nach Hamburg zurück zu holen. Hier folgt die Pressemitteilung:


"Mit van der Vaart zur Spitze

Unter diesem Motto möchte Klaus-Michael Kühne seiner Heimatstadt und insbesondere seinem Lieblingsverein HSV dazu verhelfen, dass Rafael und Sylvie van der Vaart recht bald in die Hansestadt zurückkehren.

„Ohne einen erstklassigen Mittelfeldregisseur wird es dem HSV nicht gelingen, in die Spitzengruppe der Bundesliga aufzusteigen und sich dort zu behaupten.” sagt Kühne, „mit van der Vaart hätte der HSV nach einigen bitteren Jahren endlich die Perspektive, zu einem Spitzenclub heranzureifen und an den Wettbewerben im europäischen Fussball teilzunehmen.”

Kühne hat der Vereinsführung des HSV u.a. vorgeschlagen

− den Erlös aus dem Verkauf des Spielers Guerrero in die Verpflichtung von van der Vaart zu investieren; Kühne ist an dem Verkaufserlös beteiligt und bereit, seinen anteiligen Verkaufserlös zur Verfügung zu stellen.

− die mehr als 60000 Vereinsmitglieder zu bitten, sich ebenso wie er an der Finanzierung der van der Vaart Verpflichtung und seinen laufenden Kosten zu beteiligen. Wäre jedes Vereinsmitglied mit Beträgen zwischen 50 und 200 Euro dabei, könnten einige Millionen Euro zusammenkommen.

− private Geldgeber zu finden, die in grösserem Umfang finanzielle Beiträge zur Verpflichtung von van der Vaart leisten

− durch Umschuldung der Finanzierung des ehemaligen Volksparkstadions eine zusätzliche Liquidität zu schaffen, die für die Verpflichtung des Spielers und seine laufenden Kosten bereitgestellt werden.

„Vorausgesetzt, dass der HSV diese und andere Initiativen ergreift, um die nicht einfache Finanzierung der van der Vaart Verpflichtung zu ermöglichen, bin ich bereit, über mein bisheriges Engagement bei mehreren HSV-Spielern hinaus eine massgebliche Summe beizusteuern.” unterstreicht Kühne. „Ich appelliere an die Vereinsverantwortlichen, schnell und konsequent zu handeln, damit zu Beginn der neuen Bundesligasaison der Spielmacher van der Vaart dem HSV zu neuem Glanz verhelfen kann.”


Kühne äußerte sich weiter:

"Es war eine schwere Saison, die ich nicht zuletzt durch meine Investition in sechs Spieler mit großer Besorgnis verfolgt habe. Denn mein Engagement war nicht von Erfolg gekrönt. Es gab eher den gegenteiligen Effekt. Dazu kam der Wechsel im Vorstand und dem Aufsichtsrat. Ich hatte plötzlich immer andere Ansprechpartner, nachdem ich vor 3,5 Jahren mal angesprochen wurde, um Rafael van der Vaart in Hamburg zu halten. 

Dann kam die zweite Welle mit den Neuzugängen Westermann, Diekmeier und noch ein paar Neuen, bei deren Finanzierung ich mich beteiligt habe. Und das war nicht von Erfolg geprägt. Ich habe auch damals immer wieder gesagt, ‘Ihr müsst Topspieler holen’. Ich habe immer wieder Empfehlungen gegeben, daran zu arbeiten, die Mannschschaft richtig zu formen. Fink kam als Trainer und war ein großer Hoffnungsträger, war aber auch nicht nur von Erfolg geprägt. Ich sympathisiere mit dem HSV. Aber es ist keine Mannschaft, es ist keine Regie da. Und jetzt ist Rafael van der Vaart plötzlich doch zu bekommen – wenn sich dort was bewegt. Und das stimuliere ich. Ich will, dass das Thema ernst genommen wird vom Vorstand und man sich echt darum bemüht.”


Wer erinnert sich noch daran, als Kühne erstmalig Geld für Spieler beisteuerte und alle beim Hamburger SV hervorhoben, dass Kühne keinen Einfluss haben würde? Jetzt hat man jemanden, der immer wieder gesagt hat "ihr müsst Topspieler holen". Wie nennt man dies, wenn nicht Einfluss? 

Natürlich ist dies auch eine gute Art und Weise die 50plus1 Regel zu umgehen: der Verein hat kein Geld, dann muss Kühne eben kaufen. Und der kann dann nebenbei auch noch lautstark fordern, dass man Rafael van der Vaart gekauft werden muss, weil man das Thema "ernst nehmen muss." Kühnes van der Vaart Wahn wäre ja fast schon witzig, es geht so weit dass Kühne auch gerne einen Teil des Gehaltes bezahlt (da der HSV dieses wohl kaum stemmen könnte), wenn es nicht so peinlich für den Bundesliga Dino wäre. 

Die Situation ist ja offensichtlich: Der HSV hat kaum Geld für neue Spieler. Also muss man auf die Kühne-Millionen hoffen. Diese gibt es jedoch nur für Spieler, die der Investor auch absegnet, oder anders formuliert beim HSV sehen will. Kühne bestimmt also maßgeblich die Einkaufspolitik beim HSV mit. Zum Thema Van der Vaart ließ Kühne verlauten:

"Ich habe vernommen, dass van der Vaart eine hohe Ablösesumme und ein hohes Gehalt kosten würde. Und ich bin der Meinung, das ist zu stemmen. Dafür würde ich auf meinen Anteil von 1,5 Millionen Euro des Verkaufs von Guerrero verzichten. Ich würde den Betrag für Neuverpflichtungen zur Verfügung stellen und darauf noch etwas draufsatteln."

Anders formuliert: Kühne würde den Kauf eines van der Vaart tatkräftiger Unterstützen, da er vernarrt in den Holländer ist. Und Kühne setzte noch einen drauf und sagte, dass er nur auf seinen 33 prozentigen Anteil am Guerrero verzichten würde, wenn man das Geld für van der Vaart benutzen würde. Ich werfe Kühne dies nicht vor, ich hebe nur hervor, dass finanzielle Not einen Verein "erpressbar" macht. Das nenne ich Einfluss. Mir läuft es auf jeden Fall kalt den Rücken runter, wenn ich Aussagen höre wie:

"Man muss sich jetzt rüsten, das Momentum nutzen. Man darf nicht warten, bis die gesamte Finanzierung steht. Ich wünsche mir da einen zielstrebigeren Vorstand. Das habe ich den Herren auch mehrfach gesagt."


Wie heißt es so schön: "Money talks." Beim HSV mehr denn je. Wenn es nach Kühne geht würden Mitglieder demnächst ja auch via sogenanntem HSV-Groschen Geld spenden um neue Spieler zu finanzieren. Ich dachte immer, dass ein Verein sowas mit Ticketeinnahmen, Merchandising und Spielerverkäufen finanziert. Aber heutzutage gibt es anscheinend für jedes Problem ein finanzielles Konstrukt. Der HSV sollte aufpassen, dass er nicht im wahrsten Sinne des Wortes seine Zukunft verzinst.

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