Dienstag, 21. August 2012

Die Rudelbildung Saisonvorschau: FC Bayern München

Was ist das Saisonziel des FC Bayern? Richtig, Deutschlands Nummer eins zu sein. Dies ist so sicher wie das Amen in der Kirche-oder etwa nicht? Es mag weiterhin das Ziel sein, doch was ist, wenn man seit zwei Jahren nicht mehr deutscher Meister wurde? Die Bayern reagierten wie so oft und forcierten den großen Umbruch. Dieses Mal jedoch nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Führungsetage. Kehrt der Erfolg mit Sammer zurück? Teil siebzehn der Rudelbildung Saisonvorschau.


Neuzugänge und Abgänge

Die Bayern zogen die Lehren aus der letzten Saison und verstärkten den Kader massiv in der Breite. Dreißig Millionen kosteten Dante, Mandzukic, Shaqiri und Pizarro die Bayern. Der geplante Transfer von Javi Martinez würde noch einmal 40 Millionen Euro veranschlagen. Nun ist der Kader ausgeglichener besetzt und erlaubt es Trainer Heynckes flexibler zu agieren.

Kein etablierter Spieler verließ die Bayern. Olic war nur Ergänzung, Pranjic und Petersen konnten sich nie durchsetzen. Das Schicksal von Breno ist eine menschliche Tragödie.

Taktik

Viele Beobachter, mich eingeschlossen, erwarteten einen Systemwechsel nach den Transfers von Mandzukic und Pizarro. Wir wurden eines besseren belehrt und dies zurecht. Da die Bayern auch weiterhin mit ihren beiden sehr offensiven, inversen Flügeln, Ribery und Robben, agieren werden braucht es eine gewisse Balance im Spiel der Münchener. Zwei Stürmer wären hier wohl einen Tick zu offensiv. Somit wird man weiter im bewährten 4-2-3-1 agieren, jedoch bieten sich mit den neuen auch neue Möglichkeiten.

Der Kroate Mandzukic ist ein anderer Spielertyp als Mario Gomez, da er wesentlich besser ins Spiel seiner Mannschaft eingebunden ist. Dies wurde schon beim Sieg im Supercup deutlich. Auch Claudio Pizarro ist so ein Spielertyp. Gomez ist beleibe nicht so schlecht im Kombinationsspiel wie er oft gemacht wird, aber er kommt nicht an das Niveau der beiden Neuverpflichtungen ran. Mit den neuen Stürmern können die Bayern in ihrem Offensivspiel flexibler agieren und mehr rochieren, auch in der Spitze.

Auch im defensiven Mittelfeld würde sich mit Javi Martinez anders agieren lassen können. Der Spanier ist enorm stark im Passspiel, ähnlich wie Schweinsteiger und Kroos, jedoch stärker im Defensivverhalten als Toni Kroos. Er könnte den Brasilianer Gustavo ablösen, aber auch mit diesem zusammen agieren. Gerade im Mittelfeld bieten sich für die Bayern nun viele Möglichkeiten, die je nach Personal auch taktisch nicht mehr so leicht auszurechnen sind wie in der Vorsaison.

Ein interessanter taktischer Aspekt ist die Rolle der Außenverteidiger. Im Supercup und Pokal erweckte es den Anschein als ob man diese nun defensiver und eingerückter agieren lässt. Somit haben diese mehr Möglichkeiten im Passspiel, hinterlaufen die Außenspieler allerdings auch seltener, welches den Bayern die Breite in ihrem Spiel nimmt. Aus einem defensiv taktischem Aspekt birgt dieses kleine Detail den Vorteil, dass man nach einem Ballverlust nicht so große Räume für den Gegner preisgibt.

Testspiele

Die Bayern testeten fleißig in der Vorbereitung, wohl auch dem Umbruch geschuldet. Elf Testspiele wurden absolviert, etliche davon gegen unterklassige Gegner, wo es Schützenfeste zu bestaunen gab. Es gab jedoch auch einige interessante Begegnungen der Münchener. So unterlag man dem SSC Neapel mit 2:3, schlug den VFL Wolfsburg in China mit 2:1 und gewann gegen den Erstligaabsteiger aus Kaiserslautern mit 3:2. Dazu nahm man am LIGA TOTAL CUP Teil, wo man gegen Bremen im Elfmeterschießen unterlag und dann den Hamburger SV mit 1:0 schlug. Insgesamt kam man in der Vorbereitung auf neun Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage.

Baustellen

Standards: Rang sechs belegen die Bayern nach ruhenden Bällen, Elfmeter nicht eingerechnet. Gerade gegen tiefstehende Gegner sind Standards ein probates Mittel. Hier müssen die Bayern sich verbessern.

Das Spiel der Bayern ist auch weiterhin sehr linkslastig. Kein Team spielt mehr über die eigene linke Seite, welches die Bayern in der Vorsaison leicht auszurechnen machte. In der kommenden Saison muss man eine gesündere Balance im Offensivspiel finden.

Stärke

Die meisten Stärken der Bayern sind den Rudelbildung Lesern bekannt. Deswegen werde ich hier nur zwei hervorheben, die im Gegensatz zur Vorsaison nun vorhanden sind.

Matthias Sammer: Der neue Sportdirektor ist unbequem, aber genau das brauchen die Bayern. Er stellt die wichtigen, weil kritischen Fragen. Und da nur Kleinigkeiten fehlen um die Dortmunder wieder vom Thron zu stoßen sind genau dies die relevanten Fragen.

Qualität des Kaders: Im Gegensatz zur Vorsaison haben die Bayern ihren Kader qualitativ verstärkt. Dieser kann sich nun wieder mit dem der Dortmunder messen.

Positives Überraschungspotential

Mario Mandzukic war für viele nur der potentielle Backup für Mario Gomez. Doch durch dessen Verletzung schlug die Stunde des Kroaten und dieser nutzte sie. Seine Sicherheit im Passspiel ist ein großes Plus. Er könnte Gomez auf die Bank verdrängen. Er könnte auch als hängender Stürmer agieren.

Selbiges gilt für den Schweizer Shaqiri. Auch dieser glänzte in der in Vorbereitung und macht den etablierten Spielern Robben und Ribery Dampf. Genau dieser Konkurrenzkampf fehlte in der Vorsaison.

Potentieller Gefahrenherd

Fünf Niederlagen in Folge gegen die Dortmunder hinterlassen ihre Spuren. Die Entmachtung von Christian Nerlinger deutet auf eine gewisse Desperation hin. Die Bayern müssen in dieser Saison erfolg haben und wollen diesen auch mit allen Mitteln erzwingen. Hoffentlich, aus Bayern-Sicht, verkrampfen sie bei ihrem Unterfangen nicht.

Es ist der gefühlte dritte Umbruch in den vergangenen fünf Jahren. Wie lange brauchen die Bayern, um sich als Team zu finden? Dies ist das größte Plus der Dortmunder. Diese bauen auf ein Konzept, in dem fast jeder Spieler ersetzbar ist, da man über das Kollektiv kommt. So etwas aufzubauen benötigt Zeit, ein Gut wovon man in München für gewöhnlich wenig hat.

Ein weiterer Gefahrenherd ist die Trainerdebatte. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Heynckes wohl in seine letzte Saison als Bayern-Coach geht. Die Diskussionen um seinen Nachfolger, der Name Mirko Slomka fiel bereits, sorgten schon in der Vorbereitung für Unruhe.


Mögliche Startelf


Neuer - Lahm, Boateng (Dante), Badstuber, Alaba- Javi Martinez (Luiz Gustavo), Schweinsteiger- Robben, Kroos (Thomas Müller), Ribery (Shaqiri)- Mandzukic (Gomez)

Prognose

"Es fehlen Kleinigkeiten" wie Sammer richtig betonte. Die Bayern sind im Vergleich zu vor zwei Jahren näher an die Dortmunder herangerückt, diese spielten jedoch eine Rekordsaison im letzten Jahr. Auch wenn dies natürlich nicht den Ansprüchen des FC Bayern genügt sollte es Mut machen.

Der Kader wurde in der Breite verstärkt, dies war das wichtigste Unterfangen. Dazu hat man mit Sammer einen sportlichen Leiter an Land gezogen, der wie kaum ein anderer das Gewinnen vorlebt. Doch das wichtigste Attribut kann auch er nicht vorleben: Geduld und Zeit. Es benötigt eben diese Eigenschaften um eine große Mannschaft zu entwickeln. Dortmund hatte diese, notgedrungen, und machte aus der Not eine Tugend. Bei den Bayern fehlte es in den letzten Jahren an der Geduld, aber natürlich sind die Ansprüche auch andere.

Die Bayern werden  um den Titel mitspielen, keine Frage. Dafür ist der Qualitätsunterschied der beiden, Dortmund und Bayern, auch zu groß im Gegensatz zum Rest der Liga. Finden die Bayern sich schneller als erwartet können sie die Dortmunder vom Thron stoßen - doch der Topfavorit sind sie nicht mehr. Wie Lahm richtig hervorhob kann es in dieser Saison nur einen Topfavoriten geben und das ist das Team, dass in den letzten beiden Jahren Meister wurde. Und das waren eben nicht die Bayern. Somit geht der FC Bayern als Herausforderer in die neue Saison. Es sind in der Tat neue Zeiten in München. Platz 1-2.

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