Mittwoch, 8. August 2012

Die Rudelbildung Saisonvorschau: SpVgg Greuther Fürth


Die "Unaufsteigbaren" aus Fürth haben es geschafft: Sie sind (endlich) aufgestiegen. Als Krönung einer überragenden Saison, wo der Klub auch das Pokalhalbfinale erreichte, stieg die Spielvereinigung nach jahrelangem Versuchen erstmals in die Eliteklasse auf. Doch kann der Meister die Klasse halten? Teil drei der Rudelbildung Saisonvorschau.

Neuzugänge und Abgänge

Vier Namen fallen bei den Neuverpflichtungen ins Auge: Thanos Petsos kam von Bayer Leverkusen, und stellt eine Alternative auf der Doppel-Sechs dar, Lasse Sobiech aus Dortmund, der um einen Platz in der Innenverteidigung kämpft, während der dänische EM-Teilnehmer Tobias Mikkelsen vom dänischen Überraschungsmeister FC Nordsjælland kam und laut Büskens der Occean-Ersatz ist. Außerdem sicherten die Fürther sich Stieber vom FSV Mainz, dieser hat vor zwei Jahren noch in der zweiten Liga im Trikot von Aachen geglänzt. Abwehhühne Sobiech kam letzte Saison zwar nur auf 13 Einsätze für den FC St. Pauli, überzeugte dort jedoch auf ganzer Linie. Petsos war an Kaiserslautern ausgeliehen und gefiel dort durch seine Zweikampfführung, obendrein gefiel den Fürther Verantwortlichen seine Flexibilität.

Mit Olivier Occean verloren die Fürther ihren Toptorjäger an den Mitaufsteiger aus Frankfurt. Ein Wechsel, der unterstricht was für eine kleine Sensation der Aufstieg der Spielvereinigung war. Große Sprünge kann man auch in der ersten Liga nicht vollziehen und so verwundert es nicht, dass die Abgänge Nnamenhafter waren als die Neuzugänge. Das selbe gilt für Außenverteidiger Schröck, der gen Hoffenheim wanderte. Somit verlor Fürth den notenbesten Abwehrspieler der abgelaufenen Zweitligasaison, ein herber Verlust.

Taktik

Mike Büskens ist ein Verfechter der "klassischen" 4-4-2 Formation, deutete jedoch schon an, dass er aufgrund der Personalsituation (dazu später mehr) einen Systemwechsel auf 4-2-3-1 überdenken würde. Fürths Konzept unter Büskens beruht darauf das Mittelfeld mit schnellen Vertikalpässen zu überbrücken. Hier war Occean in der vergangenen Saison ein Schlüsselspieler, da er wie kein anderer vermochte die Bälle zu halten und dann auf Mitspieler abzulegen. Es wird interessant zu sehen, wie die Fürther diesen Verlust auffangen, sowohl personaltechnisch als auch taktisch.

Das 4-2-3-1 wäre eine gute Option, da man auf den Außen über viele schnelle und dribbelstarke Spieler verfügt. Stieber, Mikkelsen, Klaus und Pektürk fallen alle in diese Kategorie. Aufgrund des Engpasses im Sturm wäre dies eine Überlegung wert. Der dritte Aspekt wäre, dass die Spielvereinigung mit Sicherheit nicht den selben Fußball praktizieren können wird wie in der 2. Bundesliga. Eine, auf dem Papier, defensivere Vorgehensweise wäre also eine verständliche Überlegung.

Die Testspiele gaben bis jetzt noch keinen 100% Aufschluss über die Systemfrage, Stand jetzt tendiert Büskens jedoch zum 4-4-2 mit Asamoah und Nöthe im Sturm.

Testspiele

Die Fürther verfolgen augenscheinlich ein anderes Konzept als andere Bundesligisten. Die ersten fünf Testspiele bestritt man allesamt gegen unterklassige Gegner, so mag es auch nicht verwundern, dass man ganze 60 Treffer in diesen fünf Begegnungen erzielte. Laut Büskens waren diese Testspiele eine Charakterschulung, ich bin allerdings eine Erklärung schuldig, wie dies zu verstehen ist.

Danach wurden die Gegner im Trainingslager in der Türkei stärker und die Fürther kamen in größere Probleme und verloren auch mit 0:1 gegen Trabzonspor. Das letzte Testspiel am Freitag gegen den englischen Erstligisten Stoke City ist der Gradmesser für den Aufsteiger.  

Baustellen

Zwei Baustellen befinden sich im Kader der Fürther. Es befinden sich zwar fünf Innenverteidiger im Kader, wovon Sobiech über gute Anlagen verfügt, aber keine Erstligaerfahrung mit sich bringt. Dazu kommen die jungen Spieler Kraus und Hefele (kam aus Unterhaching), die ebenfalls unerprobt sind. Mit Kleine und Mavraj verfügt man also unmittelbar über zwei Innenverteidiger, die Bundesliga-Erprobt sind, hier hat Kleine jedoch noch nie in der Bundesliga überzeugt-er hat jetzt die Chance es besser zu machen.

Die andere, und größere, Baustelle befindet sich im Sturm. Nach dem Abgang von Occean hat Büskens zwar reichlich Stürmer zur Verfügung- 5-7 Spieler im Kader können diese Position bekleiden- doch kein Spieler verfügt über die selben Qualitäten wie Occean. Gerald Asamoah und Kingsley Onuegbu kommen diesem am nächsten doch dem einen fehlt die Luft, Asamoah, der andere ist vom der Qualität wohl nicht Bundesliga-tauglich, Onuegbu. Als offizieller Ersatz gilt Tobias Mikkelsen, dieser ist jedoch ein ganz anderer Stürmertyp als der bullige Occean.

Stärke

Mit Michael Büskens verfügen die Fürther über einen Trainer, der gezeigt hat, dass er seine Teams besser machen kann. Nicht umsonst stiegen die Fürther unter ihm erstmals auf. Seine unaufgeregte Art wird dem Aufsteiger gut tun. Das ruhige Umfeld mit dem seriösen Präsidenten Hack wird sein übriges dazu tun, dass Büskens auch bei Misserfolg klaren Kopf behalten kann. Das Umfeld ist also das größte Plus des Aufsteigers, der auch sehr realistisch an dieses "Abenteuer Bundesliga" gehen wird.

Ansonsten zeichnet sich der Kader durch das enorme Tempo aus. Mit Stieber, Klaus, Mikkelsen, Nöthe, Nehrig verfügt die Spielvereinigung über schnelle Spieler, die allesamt auch gut am Ball und im Dribbling sind. Fürth ist vom Kader her ein optimales Konterteam und es würde nicht verwundern, wenn man diese Marschroute auch (erfolgreich) einschlägt.

Positives Überraschungspotential

Stephan Fürstner glänzte schon in der Vorsaison als Chef im zentralen Mittelfeld. Der 24-Jährige glänzt als Organisator, der der Fürther Defensive Stabilität verleiht. Spielt er gut er bietet dies dem ganzen Team, besonders den offensiven Außenverteidigern, Möglichkeiten im Spiel nach vorne.

Potentieller Gefahrenherd

Wird kein Stürmer verpflichtet, der das Niveau erheblich anheben kann, sollte man sich Sorgen machen, wie die Fürther in der Bundesliga ihre Tore erzielen können. Vielleicht testete Fürth deswegen gegen so schwache Gegner, um die von Büskens geforderte "Torgeilheit" zu wecken. Schnelle und wendige Stürmer haben die Fürther zur Genüge, was fehlt ist ein bulliger Stoßstürmer, am besten so komplett wie Occean.


Mögliche Startelf

Grün - Nehrig, Kleine, Mavraj, Schmidtgal - Fürstner, Prib - Sararer, Mikkelsen- Asamoah (Fall), Nöthe

Prognose

Ein Team, dass durch gute Organisation und guten Fußball glänzt. Die Fürther sind gewissermaßen die "schönere" Version des FC Augsburgs aus der Vorsaison. Und dieser hielt sich ja bekanntlich in der Bundesliga. Doch wo sollen die Tore herkommen und zeigen die Fürther auch den notwendigen Kampfgeist? Bei einer Dampflok wie Mike Büskens an der Seitenlinie kann man sich eigentlich nichts anderes vorstellen. Fürth ist einer von mehreren Abstiegskandidaten, der Klassenerhalt ist jedoch alles andere als utopisch. Platz 13-17.

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