Freitag, 17. August 2012

Die Rudelbildung Saisonvorschau: Hannover 96

Zwei Jahre in Folge haben die 96er sich für das internationale Geschäft qualifiziert. Somit sind die Hannoveraner die momentane Nummer eins im Norden. Doch nun haben die Bremer und die Wolfsburger aufgerüstet - wird 96 vom Thron gestoßen? Der Stamm des Teams ist weiterhin beisammen - man will die Herausforderungen wie in der Vergangenheit im starken Kollektiv bewältigen. Was wie eine Phrase der 68-Generation klingt ist eine Norddeutsche Erfolgsgeschichte. Teil zwölf der Rudelbildung Saisonvorschau.


Neuzugänge und Abgänge

Wenig tat sich bei den 96ern diesen Sommer. Mit dem Rückkehrer Huszti und dem Schweizer Adrian Nikci wurden die Außenpositionen in der Breite verstärkt. Für die rechte Abwehrseite kam der Japaner Sakai, der dem etatmäßigen Rechtsverteidiger Cherundolo Dampf machen soll. Dazu ersetzte Innenverteidiger Felipe den abgewanderten Pogatetz. Ein gefühlter Neuzugang ist auch der lange verletzte Leon Andreasen. Als punktuelles in der Breite verstärken kann man die Transferaktivitäten in Niedersachsen beschreiben.

Auch auf er Abgängeseite tat sich wenig. Mit Emanuel Pogatetz verlor man einen Stammspieler, die anderen Abgänge (Stoppelkamp, Royer und Lala) kamen über den Status des Reservisten kaum hinaus. Ein besonderer Fall ist Carlitos, der gefiel, allerdings aufgrund von schweren Verletzungen nie Fuß fassen konnte und den Verein ebenfalls verließ.

Taktik

Trainer Mirko Slomka setzte gerne auf ein klassisches 4-2-2-2 mit offensiven Außen, sowohl in Abwehr als auch Mittelfeld. Die 96er machen das Spiel in der Mitte sehr kompakt, sodass dem Gegner die Flügel angeboten werden. Hier ist es oft einfacher zu verteidigen, da der Gegner auf einer Seite automatisch abgeschnitten ist (aufgrund der Seitenlinien). Nach einem Ballgewinn wird dann Überfallartig umgeschaltet. So führte Slomka vor zwei Jahren die "10 -Sekunden - Regel" ein. Diese besagte, dass sein Team zehn Sekunden nach dem Ballgewinn einen Torabschluss verzeichnen musste. In der neuen Saison will der Trainer außerdem die "5 - Sekunden - Regel" einbauen, die besagt, dass sein Team fünf Sekunden nach einem Ballverlust den Ball zurück erobert haben muss. 

Auch wenn die Hannoveraner für ein Spitzenteam erstaunlich wenig Ballbesitz haben, nur 48 Prozent im Durchschnitt - Ligaweit ist dies ein 10. Platz, sind sie beileibe nicht nur ein Konterteam. Mit dem Erfolg musste man sein Spiel auch ein Stück weit umstellen. Auch in der neuen Saison wird man Spiele sehen, wo die Niedersachsen das Heft in die Hand nehmen werden/müssen. Zwei Jahre in Folge in die Europa League einzuziehen verschafft Respekt.

Testspiele

Elf Testspiele bestritten die 96 in der Vorbereitung. Eine staatliche Zahl, wenn man bedenkt, dass sie aufgrund der Europa League Qualifikation wesentlich früher als die anderen Bundesligisten wieder eingreifen mussten. Die Testspiel-Ergebnisse lesen sich durchwachsen: So unterlag man Preußen Münster mit 0:2 und bekam gegen Hertha BSC eine gehörige Klatsche (0:4). Jedoch überzeugte man 75 Minuten lang gegen den englischen Rekordmeister Manchester United, wo man in einem atemberaubendem Spiel am Ende mit 3:4 unterlag. Hier zeigten die 96er gegen United, das nahezu in Bestbesetzung antrat, was möglich ist.

Baustellen

Nur zwei Auswärtssiege fuhren die Hannoveraner in der letzten Saison ein. Platz 17 in der Auswärtstabelle. 

Nur 41 erzielte Tore sind zu wenig für ein Team, das oben mitspielen will. Gerade Auswärts war man harmlos: In siebzehn Spielen erzielte man nur zehn Treffer.

Wer soll, außer Abdellaoue, die Tore erzielen? Letzte Saison teilten sich Diouf und Ya Konan mit jeweils sechs Treffern den zweiten Rang in der internen Torjägerliste. Ein zweiter Torjäger fehlt. Jedoch hat man mit Diouf (sechs Treffer in zehn Begegnungen, dann verletzt), Ya Konan und auch Schlaudraff das nötige Potential in den eigenen Reihen.

Man spielt sich zu wenig Chancen heraus: nur die drei Absteiger und Augsburg spielten sich in der letzten Saison weniger Torchancen heraus als die Hannoveraner.

Harmlos aus dem Spiel heraus: Nur Köln erzielte in der vergangenen Saison weniger Treffer aus dem Spiel.

Zu leicht auszurechnen: Das Mittelfeld erzielte in der letzten Saison nur magere vier Treffer. Hier soll Huszti Abhilfe leisten.

Stärke

Mit Ron-Robert Zieler verfügt man über einen der besten deutschen Torhüter. Nicht umsonst entwickelte dieser sich unter Slomka von der etatmäßigen Nummer drei bei 96 zur Nummer zwei der deutschen Nationalmannschaft.

Heimmacht: Als einziges Bundesligateam blieb 96 in der Vorsaison zu Hause ungeschlagen.

Trainer: Mirko Slomka hat aus einem Abstiegskandidaten ein Team geformt, dass seit nunmehr zwei Jahren die Liga aufmischt. Unter ihm ist man auf gutem Weg sich in der Spitze zu etablieren.

Der Kern des Teams bleibt bestehen: Die Achse Zieler-Haggui-Pinto-Schlaudraff-Abdellaoue wurde gehalten. Die einzigen potentiellen Neuzugänge in der Startelf sind Pogatetz Ersatz Felipe und der Rückkehrer Huszti. Ein Pluspunkt gegenüber den Konkurrenten aus Wolfsburg, Bremen und Hoffenheim, die sich erst finden müssen.

Standardsituationen: Da es aus dem Spiel oft hapert müssen ruhende Bälle her. 44 Prozent ihrer Tore erzielten die 96er in der Vorsaison nach ruhenden Bällen-Ligaspitze. Mit Huszti hat man einen weiteren Spezialisten dazugewonnen.

Positives Überraschungspotential

Er ist ein gefühlter Neuzugang. Leon Andreasen hat sich nach langer Verletzungspause zurück gekämpft und überzeugte in der Vorbereitung. Der Däne drängt sich auf und könnte eine ernsthafte Alternative für das zentrale Mittelfeld werden.

Potentieller Gefahrenherd

Die Hannoveraner mussten als erste wieder ran. Die Vorbereitungszeit war also wesentlich kürzer im Vergleich zu den Konkurrenten.

Auch wartet in der Liga ein schweres Auftaktprogramm: Schalke Zuhause, Wolfsburg Auswärts, Bremen Zuhause, Hoffenheim Auswärts-so lautet das Programm der ersten vier Spiele. Ein Fehlstart ist nicht auszuschließen.

Mögliche Startelf

Zieler - Cherundolo, Felipe, Haggui, Pander - Stindl, Schmiedebach, Pinto, Huszti - Abdellaoue, Schlaudraff (Ya Konan)

Prognose

Slomka hat die Messlatte sehr hoch gelegt: Man will wieder in die obere Tabellenhälfte, möglichst in die Europa League. Außerdem soll in der Europa League wieder die Gruppenphase erreicht werden. Zusätzlich will man endlich auch im DFB-Pokal überzeugen und mindestens überwintern, Ergo ins Viertelfinale einziehen. 

Ambitionierte, aber nicht unrealistische Ziele. Die obere Tabellenhälfte sollte erreicht werden, ob es für das erneute einziehen in die Europa League reicht ist eine andere Frage. Auf dem Papier gibt es stärker besetzte Teams als 96, ob diese auch ein besseres Kollektiv stellen als Hannover mag allerdings bezweifelt werden. Die Gruppenphase sollte in der Europa League erreicht werden, das große Fragezeichen ist der DFB Pokal. 

Die gute Entwicklung sollte fortgesetzt werden. Verbessert man sich im spielerischen, erzielt mehr Tore aus dem Mittelfeld und wird stärker auf fremden Platz kann Hannover wieder vorne mitmischen. Platz 6-8.

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