Samstag, 1. September 2012

Vorschau zum Rudelbildung Spiel der Woche: Fortuna Düsseldorf - Borussia Mönchengladbach

Im Rudelbildung Spiel der Woche kommt es zum Rhein-Derby zwischen dem Aufsteiger aus Düsseldorf und den Gladbachern, die unter der Woche fast das Wunder von Kiew vollbracht hätten. Düsseldorf will weiter Punkte für den Klassenerhalt sammeln, während Gladbach als klarer Favorit die nächsten drei Punkte vor Augen haben wird.

Die Ausgangslage

Beide Teams gewannen ihr erstes Spiel der neuen Saison. Düsseldorf gewann bei einem Abstiegskonkurrenten, Augsburg, durch zwei Treffer des eingewechselten Schahin mit 2:0, während Gladbach seinen Heimauftakt gegen Hoffenheim mit 2:1 ebenfalls erfolgreich bestritt.

Fortuna Düsseldorf

Der Saisonstart glückte für den Aufsteiger mit den vielen Neuzugängen. Aus einem defensivem 4-4-1-1 heraus überließen die Düsseldorfer den Augsburger zumeist die Initiative und versuchten mit schnellem Umschalten zum Erfolg zu kommen. Viel spielte sich im Mittelfeld oder der Düsseldorfer Hälfte ab, zu vielen Torchancen kam der FCA jedoch nicht. Bei den Düsseldorfern schlichen sich im Spiel nach vorne zu Beginn viele Fehlpässe ein, sodass man kaum nach vorne kam, jedoch stand man stand hinten sicher. Außerdem wurde das Spiel doch viele Fouls, 30 Stück insgesamt, unterbrochen, was dem Spielfluss einen weiteren Abbruch tat.

Die Fortuna wird bei ihrem Heim-Debüt versuchen mehr Torchancen zu erspielen. Auch wenn man im letzten Spiel durch eine gnadenlose Effizienz glänzte sind nur zwei Torschüsse innerhalb des Strafraums auf dauer zu wenig.  Das Passspiel der Düsseldorfer war gegen Augsburg allerdings sehr zufriedenstellend und gibt Anlass zur Hoffnung. Ein Team, dass tief steht und auf Konter lauert, wird in den meisten Fällen immer mehr (prozentual) Fehlpässe spielen als Teams, die durch hohen Ballbesitz auffallen - die Düsseldorfer spielten jedoch erstaunlich wenig Fehlpässe im ersten Saisonspiel. Nur 15 Prozent waren es, diese jedoch zumeist im letzten Drittel. Hier muss die letzte Genauigkeit her, gerade da Gladbach sehr gut organisiert ist im Defensivverhalten. Dann sollten auch mehr Torchancen herausspringen.

Wie Norbert Meier oft betonte geht es für den Aufsteiger darum mehr zu laufen als der Gegner um die fehlende spielerische Qualität auszugleichen. Dies gelang im ersten Spiel sehr gut, hier lief man mehr als drei Kilometer mehr als der Gegner. Auch gegen die Gladbacher wird die Fortuna vor allem über den Kampf und die Leidenschaft kommen.

Der Spielaufbau wird wieder viel über die eigene rechte Seite vorgetragen werden. Der ehemalige Gladbacher Tobias Levels kam im ersten Spiel auf satte 91 Ballkontakte, die zweitmeisten hatte Innenverteidiger Langeneke mit 58. Gladbach wird versuchen ihn frühzeitig zu isolieren und Pässe in die Mitte zu forcieren, damit den Düsseldorfern kein Raumgewinn gelingt.

Das Innenverteidiger Duo Langeneke und Malezas war im Augsburg Spiel sehr auf Sicherheitspässe bedacht und spielte wenige Bälle nach vorne. Wenn dies geschah spielte man allerdings zumeist auf die rechte Seite. Da Juan Arango sehr zentral agiert könnte es hier auch einige Öffnungen geben, wo dieser sich ins Offensivspiel einschalten kann. Dies ist allerdings davon abhängig wie Gladbachs Doppelsturm die Verteidiger anlaufen wird. Auch ist es wichtig festzuhalten, dass die Düsseldorfer vermutlich deutlich weniger Ballbesitz haben werden als die Gladbacher und somit das Pressing diktieren können. Hier wird es interessant zu sehen, ob sie versuchen den Spielaufbau Martin Stranzl zu überlassen oder viele Pässe auf die Außenverteidiger provozieren wollen.

Im defensiven Mittelfeld überzeugte Oliver Fink gegen Augsburg durch gute Zweikampfführung. Ebenso wie sein Nebenmann Bodzek schalteten sich beide jedoch kaum ins Offensivspiel ein. Dies hängt allerdings auch damit zusammen, dass die Augsburger in den meisten Fällen durch die Mitte attackierten. Dies nutzte Düsseldorf aus und fuhr seine Konter zumeist über die Außen, wo Bellinghausen links wie immer unermüdlich war, genau wie Robbie Kruse auf der rechten Seite. Mit Voronin und Nando Rafael versucht man dann schnell zum Torabschluss zu kommen.

Wie wichtig Andriy Voronin für den Aufsteiger werden kann deutete sich im Eröffnungsspiel schon an. So war er an mehr als der Hälfte aller Düsseldorfer Torchancen beteiligt.

Für Düsseldorf wird der Schlüssel zum Erfolg dadrin liegen nach Ballgewinnen schnell umzuschalten. Die Gladbacher Außenverteidiger sind eher konservativ und agieren defensiv, gerade hinter Juan Arango sollten sich allerdings Lücken auftun. Diese muss der Aufsteiger ausnutzen.


Voraussichtliche Aufstellung: Giefer - Levels, Malezas, Langeneke, J. van den Bergh - O. Fink, Bodzek - Kruse, Voronin, Bellinghausen -Reisinger


Borussia Mönchengladbach

Ligastart geglückt, doch die Kür in der Champions League Qualifikation verpasst. Nun können die Gladbacher sich auf die Bundesliga konzentrieren, wo es darum geht wird sich im oberen Drittel festzusetzen.

Favre hat das 4-2-2-2 der Vorsaison beibehalten, in der Arango immer noch der linksgedrehte Spielmacher ist. Da die Viererkette auch weiterhin sehr konservativ ist ruhen die Hoffnungen in der Offensive auf den Außen und den beiden Stürmern. Doch hier tun sich Probleme auf: Die Laufwege der Stürmer sind noch nicht abgestimmt, sodass viel an Juan Arango hängen bleibt. Im Rückspiel in Kiew rochierten die beiden Stürmer oft auf die Außen um von dort Platz für Arango zu schaffen, sodass dieser in der Mitte zum Abschluss kommen konnte. Dies ist jedoch relativ leicht auszurechnen und hat außerdem den Nachteil, dass das Sturmzentrum oft unbesetzt ist. Kombiniert mit Außenverteidigern, die sich wenig in das Offensivspiel einschalten, fehlen Gladbach so Leute in der Offensive. Dies ist gegen einen Gegner wie Düsseldorf ein gefährliches Unterfangen.

Ähnlich wie beim Spiel gegen Hoffenheim können die Gladbacher riskieren wieder auf einen Gegner zu treffen, der aus einer sehr tiefen Grundordnung agiert. Die Hoffenheimer pressten teilweise fast ohne einen richtigen Stürmer, sodass die Gladbacher in ihrem Aufbauspiel auf eine Wand aus zehn Hoffenheimern trafen, die allesamt sehr tief agierten. Hier wird es interessant welches Innenverteidiger Pärchen Favre aufstellen wird.

Brouwers ist ein solider Verteidiger, doch Gladbach benötigt für sein schnelles Spiel in die Spitze einen spielmachenden Innenverteidiger - eine Jobbeschreibung, die nur auf einen im Kader passt. Alvaro Dominguez ist der beschlagenste Ballverteiler von hinten raus und sollte deswegen den Vorzug vor dem Niederländer Brouwers erhalten. Auch offensive Außenverteidiger wie Zimmermann und Wendt wären eine Alternative gegen die Düsseldorfer - einer der beiden zentralen Mittelfeldleute, vornehmtlich Nordtveit könnte sich dann fallen lassen und mit den Innenverteidigern eine Dreierkette bilden. Die Außenverteidiger könnten dann höher agieren, die Außenspieler mehr nach Innen ziehen und somit hätte man mehr Leute ins Offensivspiel einbezogen als normalerweise.

Dies wird jedoch kaum eintreffen, da Favre äußerst konservativ ist wenn es darum geht sein System zu verändern. Seine Spielidee beruht darauf aus einem festem System zu agieren und in diesem nur leichte personelle Veränderungen vorzunehmen. Hermann für Ring ist so ein typischer positionsbezogener Wechsel, wo man nur den Spielertypen austauscht, aber keine Änderungen im System vornimmt.

Will Gladbach zum Erfolg kommen muss man in der Offensive wieder schneller und präziser spielen. Dies ist jedoch ein schwieriges Unterfangen in einer Mannschaft, die sich noch finden muss. Gerade die Laufwege im Offensivspiel, und hier im Sturm, sind noch lange nicht einstudiert. Dies ist auch eine der Erklärungen für die Torflaute von de Jong. Eine andere ist das erwähnte ausweichen auf den Flügel, was Arango mehr Torchancen ermöglicht, die Stürmer aber vom Brennpunkt, dem Strafraum, fernhält.

Die hohe Anzahl von Gegentoren in den Duellen gegen Kiew sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gladbacher nach wie vor eine sehr stabile Defensive vorweisen. Noch nicht auf dem Niveau der Vorsaison, aber das wäre nach dem Aderlass auch keine faire Erwartungshaltung gewesen. Lässt man sich nicht von bissigen Düsseldorfern den Schneid abkaufen sollte Torwart ter Stegen nicht zu sehr ins schwitzen kommen. Schleichen sich jedoch wieder Fehler ein wie im Hinspiel gegen Kiew wird er mehr zu tun bekommen als ihm lieb ist.

Voraussichtliche Aufstellung: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Alvaro Dominguez, Daems - Nordtveit, G. Xhaka - Ring, Arango - Hanke, L. de Jong


Fazit

Düsseldorf ist ein unangenehmer Gegner, der den Gladbachern auf den Füßen stehen wird. Die Gladbacher werden, wie gegen Hoffenheim, ihre Probleme mit einem solchen Gegner bekommen. Da die Düsseldorfer allerdings auch viele Fouls begehen, viele davon in Halbfeldern oder vor dem eigenen Tor, gibt es für Gladbach die Möglichkeit über Standardsituationen zum Erfolg zu kommen. Dies war schon gegen Hoffenheim die Rettung.

Für die Fortuna wird es darum gehen aus dem, voraussichtlich, wenigen Ballbesitz, den man haben wird, das beste zu machen. Hinter Arango sollten sich Räume öffnen, die Kruse nutzen muss. Wenn Voronin den Ball halten kann sollte auch der agile Bellinghausen das Duell mit Jantscke suchen können. Interessant wird auch, wer das Duell im Mittelfeld gewinnt: Fink und Bodzek oder Nordtveit und Xhaka. Die spielerischen Vorteile liegen hier bei den Gladbachern, aber wenn es gelingt Xhaka, und Arango, der auch sehr zentral agiert, unter Druck zu setzen, fehlt den Gladbachern ein Plan B. Dafür ist das Gerüst der Mannschaft noch nicht solide genug.

Ein Fußballfest ist nicht zu erwarten, da beide Mannschaften zuerst darauf bedacht sind hinten sicher zu stehen. Doch wie immer im Fußball kann der Faktor "Zufall" und die nicht vorhersehbare Anzahl an individuellen Fehlern so eine Prognose hinfällig werden lassen. Dem neutralen Zuschauer ist dies zu wünschen, ansonsten deutet sich eine zähe Affäre an, in der die einen nicht unbedingt wollen und auf einen lucky punch warten, Düsseldorf, während die anderen nicht können, Gladbach.

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